Am Wochenende streikten Schiedsrichter in Berlin wegen zunehmender Gewalt auf Fussballplätzen. Droht Ähnliches bald im Schweizer Amateursport?
Schiri
In Uruguay liegt ein Schiedsrichter am Boden, nachdem er von einem Gegenstand getroffen wurde. (Archivbild) - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Am Wochenende fanden in Berlin keine Spiele im Amateurfussball statt.
  • Grund für die Ausfälle von rund 1500 Partien war ein Schiedsrichterstreik.
  • Könnte in der Schweiz bald ein ähnlicher Vorfall stattfinden? Nau fragt nach.

Ohne Schiedsrichter kein Fussballspiel – das gilt auch für den Amateurbereich. So fielen am Wochenende in Berlin rund fünfzehnhundert Partien ins Wasser, weil die Unparteiischen ihre Arbeit verweigerten. Grund dafür ist die zunehmende Gewalt auf Fussballplätzen.

Christophe Girard: «Nicht mehr Gewalt als früher»

Könnte dies auch bald in der Schweiz passieren? Erst vor wenigen Wochen sorgten Spieler des Rakitic-Clubs NK Pajde für einen Eklat, als sie den Schiedsrichter nach Spielschluss eines 2.-Liga-Spiels angriffen. Nimmt die Gewalt auch auf unseren Fussballplätzen stetig zu?

Wüste Szenen auf dem Fussballplatz in Zofingen: Nach dem Spiel der 2. Liga Interregional zwischen dem SC Zofingen und NK Pajde wird der Fussballschiedsrichter angegriffen. - Nau/zVG

Christophe Girard, Präsident der Schiedsrichter-Kommission, meint gegenüber Nau: «Wir gehen davon aus, dass es nicht mehr Gewalt gibt als früher. Aber dass diese durch Social Media und die heutige Medienwelt viel schneller und breitenwirksamer an die Oberfläche gelangt und von den Medien gerne aufbereitet wird.»

Werden die Unparteiischen bald in den Streik treten? In der Westschweiz taten sie dies im September 2018 bereits. Damals legten sie ihre Arbeit zwischenzeitlich nieder, nachdem ein Berufskollege in einem 5.-Liga-Spiel angegriffen wurde.

Haben Sie schon Gewalt bei Amateur-Fussballspielen erlebt?

«Problem von Vereinen und der Gesellschaft»

Ein neuerlicher Streik ist bisher nicht in Sicht. Girard betont aber, dass man die Gewalt auf Fussballplätzen bei der Schiri-Schulung intensiver thematisiert: «Das ist ein Thema, das immer mehr auf den Tisch kommt. Umgang mit Gewalt und Massnahmen zur Gewaltdeeskalation sind wichtig und werden in der Zukunft noch mehr in die Schiedsrichter-Ausbildung einfliessen.»

Er fügt hinzu, dass das Problem nicht einzig bei den Schiedsrichtern sei, sondern auch bei Vereinen und der Gesellschaft. «Wie wollen, können, sollen Vereine hier ihre Verantwortung wahrnehmen? Captain, Mitspieler und Trainer können hier ebenfalls einen grossen Einfluss nehmen. Es muss eine Kooperation zwischen allen Parteien stattfinden, damit die Gewalt auf Fussballfeldern minimiert werden kann.»

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