Der FCB verliert zuhause gegen einen Aufsteiger, YB zeigt sich 70 Minuten lang harmlos. Und der FCZ bleibt weiterhin Leader! Willkommen beim Fussball-Talk.
FC Basel
Jean-Kevin Augustin verliert mit dem FC Basel auch gegen Lausanne. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Der FC Basel fällt nach einem 1:2 gegen Lausanne auf den 11. Platz zurück.
  • YB müht sich in Luzern zu einem 1:1, der FCZ bleibt ungeschlagener Leader.
  • Sportchef Christoph Böhlen und Fussball-Chefreporter Mischi Wettstein im Gespräch.
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Nau.ch: Die Krise beim FCB wird immer übler, jetzt setzt es auch noch eine Heimpleite gegen Lausanne. Was läuft falsch?

Mischi Wettstein: Ich habe mir das Spiel angeschaut. Fazit: Der Sieg der Waadtländer war nicht mal unverdient, Lausanne war die bessere Mannschaft. Auch wenn der FCB nach der Pause versucht hat, sich aufzubäumen. Aber mit solchen individuellen Fehlern wie vor dem 1:2 darfst Du dich nicht wundern, wenn Du als Verlierer vom Platz gehst!

Christoph Böhlen: Es fehlt schlicht und ergreifend die Qualität im FCB-Team. Die Abgänge und die schweren Verletzungen sind aktuell nicht zu kompensieren. Hinter den ersten Elf haben die Bebbi nur eine Juniorentruppe: Joker Andrin Hunziker, der sein erstes Super-League-Tor erzielte, war mit 20 Jahren der älteste Feldspieler auf der Bank…

FC Basel
Der FC Basel kassiert in dern Nachspielzeit gegen Lausanne den nächsten Nackenschlag. - keystone

Nau.ch: Ndoye ist weg, auch Calafiori steht vor dem Absprung, mit Maurice Malone von Augsburg hat der FCB einen Neuzugang geholt. Warum harzt es mit den Transfers so?

Mischi Wettstein: Die Schwierigkeit liegt darin, dass das Europa-Out auch einige Spieler von einem Wechsel zum FCB abhält. Man kann sich nicht mehr im internationalen Fenster präsentieren. Das macht die Transferpolitik nicht einfacher. So kommen nicht alle die Spieler, die man sich vorgestellt hat. Dave Degen ist nach diesem Saisonstart richtig unter Druck und muss zeigen, dass er das wieder ein Goldenes Händchen für neue Spieler hat!

Und Verwaltungsrat Andreas Rey spricht öffentlich vom Saisonziel in den Top-3. So setzt man sich unter Druck, denn an solchen Aussagen wirst Du gemessen! Da beisst sich der Hund selber in den Schwanz! Es wäre klüger, Ziele erst dann zu formulieren, wenn man die definitiven Abgänge und Zugänge kennt. Dann weiss man nämlich, wie die Mannschaft aussieht. Etwas Demut wäre eine Alternative, so klaffen Anspruch und Realität zu fest auseinander.

Christoph Böhlen: Man kann offenbar nur reagieren und nicht agieren. Es ist ja nicht so, dass viele der Abgänge beim FCB nicht antizipierbar gewesen wären. Aber man hat in den wenigsten Fällen eine Alternative griffbereit. Das Kader wird wohl erst kurz vor Transferschluss komplett sein – für Trainer Timo Schultz sind das keine schönen Aussichten. Auch wenn das Europa-Aus die Planung erschwert: Die sportliche Führung hat hier ihre Arbeit nicht gut gemacht.

FC Basel
Auf Heiko Vogel und David Degen wartet beim FC Basel viel Arbeit. - keystone

Nau.ch: Im Cup wartet jetzt der Zweitligist Saint-Blaise. Ein Erfolgserlebnis ist Formsache, oder?

Mischi Wettstein: Im Cup kann der FCB etwas Moral tanken und den einen oder anderen neuen Spieler testen. Dann wird’s aber heiss: Das Auswärtsspiel gegen Lugano wird wegen des Playoff-Spiels der Tessiner verschoben. Da kann der FCB also nicht punkten. Und dann folgt vor der Nati-Pause der Klassiker gegen den FCZ im Joggeli. Da muss aus FCB-Sicht zwingend ein Sieg her.

Christoph Böhlen: Bei der schmalen Kadersituation kann Trainer Timo Schultz gegen den Zweitligisten wohl nicht mal ordentlich durchrotieren. Es spielen auf vielen Positionen ja jetzt bereits die Ersatzspieler… Der FC Basel ist in dieser Verfassung nicht konkurrenzfähig. Kassiert man auch gegen den FCZ eine Heim-Niederlage, droht plötzlich das Tabellenende!

Trauen Sie dem FC Basel den Sprung in die Top-3 noch zu?

Nau.ch: Nach vier Runden liegt der ungeschlagene FCZ auf dem ersten Platz. Wiederholt sich jetzt etwas das Breitenreiter-Märchen?

Mischi Wettstein: Ruhig bleiben, die Bäume wachsen auch beim FCZ nicht in den Himmel. Wie mir meine Spione vor Ort berichtet haben, hätte das Spiel einen anderen Verlauf nehmen können, hätte Brecher den Elfmeter nicht gehalten. Aber am Schluss interessiert es niemanden, wie die Siege zustande kommen. So baut man Selbstvertrauen auf und es gelingen wieder Dinge, die sonst harzen. Das Tabellen-Bild ist für den FCZ-Fan erfreulich, aber ich lasse mich von der Tabelle nicht blenden.

Mischi Wettstein
Fussball-Chefreporter Mischi Wettstein. - Nau.ch

Nau.ch: Ihr wart gestern beide in Luzern und habt den Meister beim 1:1 gegen Luzern beobachtet. Wie fällt das Fazit aus?

Mischi Wettstein: 70 Minuten hat mich der Meister enttäuscht. Dann hat man doch noch gesehen, was die Mannschaft für ein Potential hat. Trainer Wicky hat an den richtigen Schrauben gedreht, ein Kompliment dafür. Er hat den Sonntags-Spaziergang mit seinen Wechseln gestoppt. Aus dem nonchalanten Auftritt wurde hintenraus noch ein anständiger Schlussspurt.

Christoph Böhlen: YB hatte richtig Mühe mit der aufsässigen Spielweise der Luzerner. Besonders im Zentrum zogen Lukasz Lakomy (22) und der noch jüngere Miguel Chaiwa (19) gegen Jashari und Beloko meistens den Kürzeren. Und in der Offensive fehlten gegen die tiefstehenden Luzerner ohne Fabian Rieder die Ideen. Die Stürmer Silvere Ganvoula und Cedric Itten wurden komplett aus dem Spiel genommen.

Wenn man bedenkt, dass YB derzeit noch keine Doppelbelastung hat, war das gestern zu wenig! Letzte Woche haben wir uns nach dem 5:2 gegen Winterthur gefragt, ob jetzt schon wieder Langeweile droht. In dieser Form kaum.

YB
Beim 1:1 zwischen dem FC Luzern und YB sorgt ein Hagelsturm für einen Unterbruch. - keystone

Nau.ch: Was ist euch am Wochenende sonst noch aufgefallen?

Mischi Wettstein: Ich war am Samstag bei Winterthur gegen GC. Als neutraler Beobachter habe ich mich über den FCW-Sieg gefreut, der war nach den mutigen Auftritten zuletzt überfällig. Aber was GC in der zweiten Halbzeit geboten hat, war zum Fremdschämen!

Nau.ch: Blicken wir zum Schluss noch auf die beiden Schweizer Auftritte im Europacup voraus. Was liegt drin?

Mischi Wettstein: Ich bleibe optimistisch: Es wird hart, aber ich traue Servette nochmal einen Effort zu. Zuhause ist alles möglich, besonders jetzt, wo das Publikum in Genf erwacht ist. Das Spiel gegen die Rangers ist schliesslich ausverkauft!

Auch beim FCL sind die Chancen trotz des 1:3 in Edinburgh intakt. Es wäre doch bitter, wenn man das stärkere Djurgarden schlägt, aber dann am vermeintlich schwächeren Hibernian scheitert… Ich bin überzeugt, dass Mario Frick aus seinem Team eine Top-Leistung herauskitzeln kann. Denn: Die Innerschweizer wollen sich die Playoff-Spiele gegen Aston Villa bestimmt nicht entgehen lassen.

Christoph Böhlen: Luzern muss einfach die individuellen Fehler dringend abschalten, sonst wird es auch im Rückspiel nichts. Dass der FCL die bessere Mannschaft hat, war letzte Woche sichtbar. Bei Servette bin ich etwas kritischer: Die Rangers haben die bessere Equipe und werden sich durchsetzen. Aber es würde den Genfern sicher helfen, einmal eine Partie zu elft zu beenden…

Christoph Böhlen
Christoph Böhlen ist Sportchef bei Nau.ch. - Nau.ch
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