FC Zürich: Diesmal braucht man keinen Filipescu
Irgendwie wäre es ja für die neutralen Beobachter schade gewesen, wäre am letzten Wochenende das Meisterrennen in der Super League entschieden worden. Es ist zwar längst ein Rennen, bei dem der Führende mit neuneinhalb Zehen über die Ziellinie geschritten ist, vor den letzten Zentimetern aber noch einmal einen Blick zurückwirft auf die Konkurrenz.
Dennoch wäre es der Tragweite des Ereignisses nicht würdig gewesen, hätte der FC Zürich den Moment, wenn der Meistertitel feststeht, nicht in einem Stadion zelebrieren können, sondern lediglich auf dem Sofa sitzend vor dem Fernseher.
Wie die Young Boys 2019, als sie nach einem 0:0 Basels gegen die Grasshoppers nicht mehr von der Tabellenspitze zu verdrängen waren und der Meistertitel feststand, noch bevor sie ihre Partie der Runde überhaupt gespielt hatten.
Dank des 3:0-Erfolgs Basels gegen Luzern am Sonntag fiel die Sofaparty in Zürich aus, und die Fussballschweiz bekommt unverhofft eine Neuauflage einer Partie, die noch heute nicht nur in Basel und Zürich für Gesprächsstoff sorgt.
Filipescu trifft ins Basler Fussball-Herz
Der 13. Mai 2006 hat sich bei vielen ins Gedächtnis eingebrannt. Nicht nur, weil sich der FC Zürich an diesem Tag den zehnten Meistertitel der Klubgeschichte holte, sondern vor allem auch darum, wie er dies tat.
Dem FCB genügte in dieser letzten Partie der Saison ein Unentschieden zum Titel, dem dritten in Folge. Nach 92 Minuten steht es 1:1, auf der Bank haben Spieler und Staff der Basler die «Schweizer Meister»-Shirts bereits angezogen.
Dann kommt es zu einem letzten Einwurf, Verteidiger Alain Nef rennt der Linie entlang, ehe er den Ball nach vorne bugsiert, Florian Stahel flankt mit letztem Einsatz in die Mitte, und Iulian Filipescu bezwingt Pascal Zuberbühler im Tor des FCB nach 92:42 Minuten.
Dem FC Zürich reicht ein Remis zum Titel
Es ist die wohl berühmteste Spielszene in der Schweizer Fussballgeschichte. Das klubeigene Magazin der Zürcher heisst fortan «93. Minute», und die Ausschreitungen der enttäuschten Basler Anhänger mit Sachbeschädigungen in der Höhe von 400'000 Franken gehen als «Schande von Basel» in die Memoiren ein.
Das Duell am Sonntag ist derweil emotional viel weniger aufgeladen. Die Verhältnisse sind bei 13 Punkten Unterschied klar. Dem FC Zürich genügt ein Unentschieden, um im zweiten Anlauf alles klar zu machen.
Wer gewinnt den Klassiker?
Selbst wenn die Zürcher verlieren und dem FCB ermöglichen sollten, Rang 2 weiter zu festigen, spricht wenig dagegen, dass die Equipe von André Breitenreiter dem FCB nicht irgendwann noch zwei Verlustpunkte abknöpft und das Fest auf dem Helvetiaplatz steigen kann.
Das Wichtigste in Kürze
- Der FC Zürich könnte wieder einmal auswärts in Basel Meister werden.
- Wie vor 16 Jahren bei einer der denkwürdigsten Partien der Schweizer Fussballgeschichte.