Weiteres Unheil für den Schweizer Vermarkter Infront. Der Bandenwerbungas-Bschiss bei Spielen des DFB soll nicht von einem Einzeltäter begangen worden sein.
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Goalie ter Stegen im Spiel mit der Elf des DFB gegen Peru. Im Hintergrund die Bandwerbungen. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Neue Enthüllungen im Werbeskandal um den Schweizer Vermarkter Infront.
  • Bei Banden-Spots wurden über Jahre hinweg Werbekunden um ihre Slots geprellt.
  • Die von Infront vermutete Einzeltäter-Theorie wird in den Ermittlungen entkräftet.

Dieser Bschiss sorgt für viel Wirbel beim DFB. Über eine Zeitspanne von zehn Jahren sollen Werbekunden bei Länderspielen betrogen worden sein. Im Visier: Der Schweizer Werbevermarkter Infront.

Dieser pachtet bis im Herbst 2018 die Bandenwerbungen bei Länderspielen der deutschen Nationalelf. Diese vermietet er in 30-Sekunden-Slots an Werbepartner – doch die Spots laufen nur 29 Sekunden. Mit den 180 geklauten Sekunden pro 90 Spielminuten sollen sechs der lukrativen Werbemöglichkeiten unter der Hand weiterverkauft worden sein.

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Bei Spielen des DFB wurden Werbekunden geprellt. - dpa

Im Mai gesteht Infront öffentlich, dass es zu Unregelmässigkeiten kam. Ein Ex-Manager soll in die Tasche gearbeitet haben. Offenbar wurde nicht nur bei den Banden geschummelt – auch bei anderen Werbemitteln wurde offenbar unsauber abgerechnet.

Kein Einzeltäter bei Infront

Doch jetzt kommen weitere Probleme auf Infront zu, denn: Die Einzeltäter-Theorie erweist sich nach neusten Ermittlungen als falsch.

Ein weiterer Ex-Mitarbeiter der Agentur hat sich laut Recherchen des «Spiegel» via seine Anwältin an die Staatsanwaltschaft Thurgau gewandt. Er sei von besagtem Ex-Manager «in das Geschäftsgebaren beim Verkauf von Werbesequenzen an Stadionbanden eingeführt worden».

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Die Schweizer Agentur Infront vermarktete die Bandenwerbungen bei Spielen des DFB. - twitter/@berliner_zeitung

Dazu habe er gehört, dass Infront 30 Sekunden pro Werbebande verkaufte, aber nur 29 Sekunden einblendete. Es soll auch vorgekommen sein, dass Kunden ganze Slots gestrichen wurden.

«Falsch interpretierte Loyalität»

Laut der Anwältin habe der ehemalige Mitarbeiter «bei den beschriebenen Arbeitsvorgängen mitgewirkt. Er bedauert das zutiefst.» Die angegebenen Gründe: «übertrieben oder falsch interpretierte Loyalität gegenüber dem Ex-Manager», so die Juristin.

Dieser jedoch bestreitet laut «Spiegel», etwas mit diesem Betrug zu tun gehabt zu haben. Er sei auch nicht der Vorgesetzte gewesen – und damit rückt ein nächster Infront-Mann ins Visier der Ermittlungen.

Infront bestreitet Vorwürfe, DFB rechnet hoch

Somit wird die Einzeltäter-Theorie von Infront wohl endgültig ad absurdum geführt. Bei so vielen involvierten Akteuren ist es schwer vorstellbar, dass die Spitze der Agentur nichts vom Bschiss mitgekriegt hat. Trotzdem bestreitet Infront dies nach wie vor vehement.

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Infront-Chef Philippe Blatter (rechts). - Keystone

Eine erste, nachträglich bezahlte Summe von Infront stellt den DFB bislang nicht zufrieden. Beim deutschen Fussballbund hat man begonnen, den entstanden Schaden hochzurechnen. Zudem sollen alle Verträge mit dem Schweizer Vermarkter seitens DFB gekündigt werden. Fortsetzung folgt.

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Goalie ter Stegen im Spiel mit der Elf des DFB gegen Peru. Im Hintergrund die Bandwerbungen. - Keystone
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