Erstmals seit 40 Jahren durften im Iran Frauen an ein Fussballspiel. Ansonsten blieb das Stadion beim 14:0 gegen Kambodscha quasi leer. Fragen bleiben.
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Eine Iranerin feiert ihre Nationalmannschaft im Azadi-Stadion in Teheran. - Twitter / @theafcdotcom
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Das Wichtigste in Kürze

  • Beim 14:0 gegen Kambodscha war Iranerinnen erlaubt, ans Spiel zu gehen.
  • Ansonsten blieb das Stadion allerdings quasi leer.
  • War das Spiel nur ein Publicity-Stunt der iranischen Regierung?

Zum ersten Mal seit 40 Jahren durften Frauen heute Donnerstag legal in ein Fussballstadion, um ein Spiel zu schauen. Tausende Iranerinnen sahen, auf einer separaten Tribüne, das WM-Qualifikationsspiel gegen Kambodscha.

Gemäss Berichten wurden im Vorfeld des Spiels 3500 Tickets an Frauen verkauft. Dies, nachdem die Fifa Druck auf den iranischen Verband ausgeübt hatte. Und drohte, das muslimische Land von der WM auszuschliessen, sollte es das Stadionverbot für Frauen nicht abschaffen.

Der Intervention von Gianni Infantino war ein Selbstmord vorangegangen. Aktivistin Sahar Khodayari hatte sich in Teheran aus Protest angezündet.

Lage bleibt anprangerungswürdig

Die Bilder feiernder Frauen im Azadi Stadion vermögen aber nicht über deren nach wie vor prekäre Lage im Iran hinwegzutäuschen. Auch nicht darüber, dass die iranische Regierung darauf zählt, dass die Bilder um die Welt gehen. Und ihrem Land so zu einem Imageboost verhelfen.

Was nämlich auch auffällt: abgesehen von der Frauen-Tribüne ist das Stadion quasi leer. Nur 2500 weitere Tickets wurden verkauft, wie die «BBC Persian Sport» berichtet. Derzeit ist noch unklar, weshalb im 78'000-Zuschauer-Hexenkessel nur 3500 Frauen und 2500 Männer anwesend waren.

So richtig will der Iran nämlich dann doch nicht in der Moderne ankommen. Mahmud Waesi, Stabschef von Präsident Ruhani, sprach von «moralischen Voraussetzungen». Und davon, dass ein Stadion voller vulgärer Männer kein Ort für eine ordentliche muslimische Frau sei.

Kontingentierte der Verband darum auch die Tickets für männliche Fans? Dann liegt der Verdacht nahe, dass die Sache ein einmaliger Publicity-Stunt war. Denn es ist kaum denkbar, dass der Iran in Zukunft alle seine Heimspiele vor so einer dezimierten Kulisse spielen wird.

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Iranerinnen feiern ihr Nationalteam während des Spiels gegen Kambodscha - Keystone

Iran gewinnt gleich mit 14:0

Der Favorit zeigte sich beflügelt von der erstmaligen weiblichen Unterstützung im eigenen Land. Der Iran gewann das Spiel überraschend deutlich mit 14:0. Bereits zur Halbzeit führte der Iran mit 7:0. Auch damit wird die erzkonservative iranische Regierung mehr als nur zufrieden sein.

Es ist die mit Abstand höchste Niederlage Kambodschas aller Zeiten. Mehr als 8 Tore hatte das 16-Millionen-Einwohner-Land erst einmal kassiert: beim 2:9 gegen Indonesien vor 20 Jahren.

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