Der VfL fühlt sich um seinen ersten Sieg in der Champions League betrogen. Beim 1:1 gegen Sevilla gab der Schiedsrichter kurz vor Schluss einen Penalty.
Wolfsburgs Trainer Mark van Bommel gibt Anweisungen. Foto: Swen Pförtner/dpa
Wolfsburgs Trainer Mark van Bommel gibt Anweisungen. Foto: Swen Pförtner/dpa - dpa-infocom GmbH

Wolfsburgtrainer Mark van Bommel war stinksauer. Und was das bedeutet, weiss man im deutschen Fussball spätestens seit seiner Zeit als Alphatier des FC Bayern München.

Also sagte der neue Trainer des VfL Wolfsburg in aller Deutlichkeit über den fragwürdigen Elfmeterpfiff, der sein Team beim 1:1 (0:0) gegen den FC Sevilla kurz vor Schluss noch um den ersten Sieg in dieser Champions-League-Saison brachte: «Jeder hier im Saal, im Stadion und vor dem Fernseher ist sich einig, dass das kein Elfmeter ist. Und das mit dem Video-Schiedsrichter kann man auch übertreiben.»

Noch empörter war da nur sein Mittelfeldspieler Maximilian Arnold: «Das ist schon ein bisschen bodenlos», sagte der. «Ich weiss nicht, ob die das erste Mal den Videobeweis benutzt haben, ob das für alle neu ist. Sowas kann man in der Champions League nicht pfeifen.»

Videoassistent griff ein

Die strittige Szene spielte sich in der 84. Minute beim Stand von 1:0 für den VfL ab. Wolfsburgs Josuha Guilavogui schoss den Ball im Strafraum aus der Gefahrenzone und traf anschliessend aus der Schussbewegung heraus noch das Schienbein des Sevilla-Profis Erik Lamela. Der von Beginn an sehr unsichere Schiedsrichter Georgi Kabakov aus Bulgarien liess zunächst weiterspielen, bis sein Videoassistent aus den Niederlanden eingriff.

Beide schauten sich die Bewegtbilder lange an und entschieden dann auf Platzverweis für Guilavogui (85./Gelb-Rot) sowie Elfmeter für Sevilla, den der frühere Schalker Ivan Rakitic souverän verwandelte (87.). Im Gegensatz zu allen Spielern, Trainern und Fans des VfL werteten sie die Aktion offenbar als rücksichtsloses Einsteigen, das stärker zu bewerten sei als das Spielen des Balles, weil Guilavogui das Bein seines Gegenspielers mit der offenen Sohle getroffen hatte.

Die entscheidende Frage zu dieser Szene stellte nach dem Spiel der Spieler, der die Wolfsburger in der 48. Minute in Führung gebracht hatte: «Wo soll er denn danach mit seinem Bein hin?», meinte der Schweizer Renato Steffen. «Er kann es ja nicht wegzaubern.»

Gruppe sehr eng

Van Bommel ging nach dem Schlusspfiff noch auf dem Spielfeld zum Schiedsrichter und schilderte hinterher: «Meine einzige Frage an ihn war: Warum hat er diese Entscheidung getroffen? Aber ich habe keine Antwort gekriegt. Wir hätten es verdient gehabt, zu gewinnen.»

Das Bittere für den VfL ist: Statt mit vier Punkten den vermeintlich stärksten Gegner dieses Gruppe G auf Abstand zu halten, steht der Bundesligist jetzt mit zwei Zählern nur auf Platz drei. «In dieser Gruppe ist alles sehr eng. So wird es wohl bis zum sechsten Spieltag bleiben. Das bedeutet: Jeder Punkt ist sehr teuer. Vier Punkte nach zwei Spielen ist in dieser Gruppe ist etwas völlig anderes als zwei Punkte nach zwei Spielen», sagte van Bommel.

«Freund und Gegner des Videobeweises»

Hinzu kommt aber noch: Der ohnehin schon viel kritisierte Videobeweis hat an diesem zweiten Champions-League-Spieltag gleich zweimal auf höchst umstrittene Weise den Ausgang eines Spiels beeinflusst. Am Dienstagabend verlor van Bommels früherer Club AC Mailand durch ein Elfmetertor in der Nachspielzeit mit 1:2 gegen Atletico Madrid. Auch hier schaute sich der Videoassistent minutenlang eine strittige Szene an und übersah dabei nach Meinung vieler Kritiker, dass ein Madrider Spieler den Ball eher mit der Hand gespielt hatte als der Mailänder.

«Ich bin ein Freund und Gegner des Videobeweises», sagte der Wolfsburger Trainer. «Warum? Man kann richtige Fehlentscheidungen drehen. Das macht den Fussball besser. Aber man ist immer abhängig von der Entscheidung desjenigen, der vor dem Fernseher sitzt.»

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