Transfers sind komplex und aufwendig – diesem Problem nimmt sich eine digitale Plattform seit Jahren an. Nau.ch hat mit dem dänischen Gründer gesprochen.
Super League
Auch der FC Basel und der FCZ nutzen die Plattform «TransferRoom». - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Um den Transfermarkt zu revolutionieren, wird 2017 «TransferRoom» ins Leben gerufen.
  • Mittlerweile nutzen zahlreiche Klubs die digitale Plattform – auch aus der Super League.
  • Gründer und CEO Jonas Ankersen sagt im Interview: «Der Handel war noch nie so einfach.»
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Der Fussball ist ein Milliarden-Geschäft – das hat die letzte Transferphase wieder gezeigt. Jedes Jahr werden weltweit Tausende von Deals abgewickelt und utopische Summen gezahlt.

Seit einigen Jahren gibt es eine digitale Plattform, die Transfers für Vereine, Berater und Spieler vereinfacht. Mittlerweile wird «TransferRoom» von zahlreichen Klubs benutzt. Die Idee ist eigentlich simpel.

Harry Kane
Harry Kane wechselte in diesem Sommer für über 100 Millionen Franken zum FC Bayern München. - FC Bayern München

Vereine und Spielervermittler bezahlen eine Abonnementgebühr. Diese richtet sich nach verschiedenen Faktoren wie der Grösse des Klubs, der Vertragsdauer oder dem ausgewählten Modell.

Im Gegenzug unterstützt die Plattform mit Sitz in London ihre Mitglieder bei der erfolgreichen Abwicklung eines Transfers. Ihnen werden wertvolle Informationen über den Markt in Echtzeit zur Verfügung gestellt. Die Verantwortlichen können zudem schnell und einfach miteinander kommunizieren.

Seit 2017 revolutioniert «TransferRoom» so den internationalen Markt. Nau.ch hat mit dänischen Gründer und CEO Jonas Ankersen gesprochen.

Nau.ch: Jonas Ankersen, warum haben Sie «TransferRoom» gegründet?

Jonas Ankersen: Ich habe mich schon immer für Fussball und Wirtschaft interessiert. Ich habe mich gefragt, warum es für Fussballklubs im Gegensatz zu anderen Unternehmen so schwierig ist, rentabel zu sein.

Der Transfermarkt war damals eine sehr offline geprägte Branche und ich sah grosses Potenzial in der Digitalisierung. Das Hauptproblem auf dem Transfermarkt war der Mangel an Transparenz und der Zugang zu glaubwürdigen Marktinformationen.

Die einkaufenden Vereine hatten keine zuverlässigen Informationen darüber, welche Spieler verfügbar sind. Auf der anderen Seite fehlten den verkaufenden Vereinen Informationen darüber, welche Spielerprofile die kaufenden Klubs suchen. So beschloss ich, einen Marktplatz zu schaffen, der einen einfachen Zugang zu einem globalen Netzwerk bietet.

Nau.ch: Was macht «TransferRoom» für Vereine so wertvoll?

Jonas Ankersen: Es ermöglicht Entscheidungsträgern, Informationen auf Knopfdruck auszutauschen. Der weltweite Handel war noch nie so einfach. So haben auch kleinere Vereine und Berater, die über begrenzte Ressourcen verfügen, Zugang zu einem viel grösseren Markt.

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Jonas Ankersen ist Gründer und CEO von TransferRoom. - zVg

Vereine aus allen Ebenen können jetzt zusammenarbeiten. Und ein Berater muss heute nicht mehr beim Klub anrufen, um zu fragen, welchen Spielertyp sie suchen. Sie haben online Zugriff auf diese Informationen und direkten Zugang zu den Entscheidungsträgern. In einigen Fällen hat unsere Plattform Vereinen geholfen, ihre ersten Transfers ausserhalb ihres Kontinents durchzuführen.

Zudem stellen wir auch Statistiken und Analysen zur Verfügung. Sie helfen Vereinen zu entscheiden, welcher Klub das beste Ziel für einen bestimmten Spieler ist. Und wo er am ehesten Erfolg haben wird.

Nau.ch: Gibt es Auflagen für Mitglieder?

Jonas Ankersen: Wir arbeiten nur mit vertrauenswürdigen Vermittlern zusammen. Wir überprüfen, ob die Agentur existiert und ob ein Vermittler mit jenen Spielern arbeitet, die er angibt.

Nau.ch: Wie viele Klubs benutzen «TransferRoom»?

Jonas Ankersen: Als ich mit der Plattform anfing, waren viele Vereine noch nicht daran interessiert, Daten zu nutzen. Heute sind sie viel datenorientierter und nutzen alle Möglichkeiten, effizienter zu werden.

TransferRoom
Auf der Plattform werden Spielerprofile erstellt, welche es Klubs und Vermittlern vereinfachen, einen Transfer durchzuführen. - zVg

Seit unserem Start im Jahr 2017 haben registrierte Vereine über 4000 Transfers über TransferRoom abgewickelt. Heute nutzen über 700 Vereine aus 100 Ligen in 60 Ländern unsere Plattform.

Nau.ch: Welches sind die grössten Klubs, die «TransferRoom» benutzen?

Jonas Ankersen: Zu den grössten Vereinen gehören Manchester City, Chelsea, Barcelona, Milan oder Paris Saint-Germain. Der aktivste Klub auf TransferRoom ist Brighton, welcher schon 40 Deals über die Plattform abgewickelt hat.

Eine der jüngsten Erfolgsgeschichten ist Moises Caicedo. Er wurde von Brighton via TransferRoom angeboten und schliesslich an den belgischen Klub Beerschot ausgeliehen. Dieser Schritt war entscheidend für seine Entwicklung, er kam zurück und wurde zum Schlüsselspieler. Heute läuft er für Chelsea auf.

Nau.ch: Welche Schweizer Klubs nutzen «TransferRoom»?

Jonas Ankersen: Elf von zwölf Teams in der Schweizer Super League nutzen die Plattform. In der Challenge League gehören Sion, Thun, Vaduz und Wil dazu.

Glauben Sie, dass «TransferRoom» den internationalen Markt vereinfacht?

Nau.ch: Werden die Spielervermittler durch die Plattform nicht überflüssig?

Jonas Ankersen: Agenten sind ein wichtiger Teil des gesamten Transfer-Ökosystems. Wir sind sicher, dass sie eine Rolle spielen. Sie sind wertvoll für die Vereine, weil sie Spieler vertreten. Zudem sind sie wertvoll für die Spieler, weil sie Marktkenntnisse mitbringen und Verhandlungen führen können.

Berater, die Zugang zu TransferRoom haben, haben Zugang zu allen relevanten Möglichkeiten und Informationen. Gleichzeitig können Vereine und Spieler sehen, welche Berater über Expertise in bestimmten Märkten verfügen.

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