Keine Zuschauer, keine Punkte und der Trainer nach einem Quarantäne-Fehltritt in die Loge verbannt: Dem FC Augsburg missglückt der Neustart nach der Corona-Zwangspause. Beim Wolfsburger Siegtorschützen ist ein Stück Genugtuung zu spüren.
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Heiko Herrlich trainiert den FC Augsburg. - dpa-infocom GmbH
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Das Wichtigste in Kürze

  • Nach dem Quarantäne-Fauxpas von Heiko Herrlich machte die Niederlage zum Liga-Neustart den Augsburger Frust noch etwas grösser.

Statt unter dem Mitte März verpflichteten neuen Trainer einen schwungvollen Anfang nach der Corona-Zwangspause hinzulegen, gab es durch das 1:2 (0:1) gegen den VfL Wolfsburg einen Stimmungsdämpfer.

«Das schmerzt extrem», sagte Torvorbereiter Philipp Max und haderte mit dem Herrlich-Fehlen. «Klar hätten wir uns gewünscht, dass der Coach dabei ist, er hat das aber selber begradigt. Wir haben eine richtig gute Zeit bis jetzt gehabt. Wir sind alle froh, wenn er nächste Woche dabei ist.»

Heiko Herrlich: Corona Regeln verletzt

Bis der 48-Jährige nach seinem naiven Einkaufs-Ausflug vor wenigen Tagen für Zahnpasta und Hautcreme während der Quarantäne-Woche wieder zur Mannschaft darf, muss noch ein zweiter negativer Corona-Test her.

Test Nummer eins, das bestätigte der Club, war immerhin schonmal negativ. Am Samstag aber musste Herrlich den verpassten versöhnlichen Wochenabschluss durch ein Gegentor in der Nachspielzeit aus einiger Entfernung beobachten.

Joker Daniel Ginczek (90.+1 Minute) liess den Europapokalanwärter aus Niedersachsen spät und verdient jubeln; zuvor hatten Renato Steffen (43.) für den VfL und Tin Jedvaj (54.) für den FCA getroffen.

«Ich habe gehofft und gedacht, dass ich von Anfang an spiele», liess der Matchwinner seine Überraschung über die Wahl nach der Sperre von Toptorjäger Wout Weghorst erkennen. Er konnte es aber diesmal verschmerzen. «So wie es dann heute gelaufen ist, war es gut für mich, ich konnte ein bisschen Eigenwerbung machen.»

Kein Jubel mit den Fans

Die Gäste beglückwünschten sich den Hygieneregeln entsprechend dezent, indem sie sich mit Faust an Faust oder Ellbogen an Ellbogen abklatschten. «Natürlich denke ich, so wie das Spiel heute gelaufen ist, mit dem Siegtreffer in der 90. Minute, dann möchtest du vor deiner Kurve mit den Fans feiern», sagte der zufriedene VfL-Trainer Oliver Glasner.

Dagegen endete der vermutliche Kurz-Auftritt als Augsburger Verantwortlicher an der Seitenlinie für Herrlichs Assistenten Tobias Zellner weniger erfreulich. «Die Einstellung hat gepasst. Letztendlich gefällt uns nur das Ergebnis nicht», sagte Zellner, einst auch Co-Trainer von Markus Weinzierl.

Beide Teams hatten Probleme mit der ungewohnten Geister-Atmosphäre. Trotzdem hätten es die Mannschaften gut hinbekommen, sich bei dem Geisterspiel gut zu präsentieren, befand der Augsburger Torhüter Andreas Luthe. «Es ist unheimlich schwierig, sich selbst in eine gute Verfassung zu bringen.»

Siegestor in der Nachspielzeit

Fortwährend erklangen die Rufe der Trainer und Spieler im leeren Arena-Rund, auch die nahe gelegene Bundesstrasse war zu hören. Und zur Unterhaltung der TV-Zuschauer gab es auch ein Stück Regelkunde: Felix Brych erklärte den Wolfsburgern, warum er nach Jedvajs Handkontakt mit dem Ball keinen Strafstoss gegeben hatte.

In der chancenarmen ersten Hälfte zeigte der nur 1,70 Meter grosse Steffen seine Kopfballqualitäten. Nach der Flanke von Paulo Otávio schlug der Schweizer unhaltbar für Luthe und zum bereits fünften Mal in der Rückrunde zu. Luthe hatte im ersten Spiel der Herrlich-Amtszeit den Vorzug vor dem Tschechen Tomas Koubek bekommen.

Wie die Wolfsburger jubelten nach dem Seitenwechsel auch die Augsburger ohne Jubeltraube, sondern nur mit Faust an Faust oder Fuss an Fuss. Etwas seltsam war es aber schon, als im leeren Stadion die Torhymne der Schwaben erklang, als Jedvaj den Ball per Kopf über die Linie drückte. Nach einer Freistoss-Hereingabe von Max brachte VfL-Verteidiger John Anthony Brooks seinen Torhüter Koen Casteels derart in Bedrängnis, dass der Ball vermutlich auch ohne Jedvajs Nachsetzen drin gewesen wäre.

Gegen am Schluss schwach verteidigende Augsburger belohnte Ginczek dann die engagierteren Gäste in der Nachspielzeit. «Was uns zugute kam, war, dass wir schon mal ein Spiel ohne Zuschauer gemacht haben - gegen Donezk», sagte der Torschütze und erinnerte an die Europa-League-Partie des VfL - kurz vor der Corona-Pause.

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