Der FC Barcelona muss 300 Millionen Franken einsparen. Superstar Messi verdient jährlich über 100 Millionen. Droht das Ende der Liebesgeschichte?
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Lionel Messi kostet den hochverschuldeten FC Barcelona über 100 Millionen Franken im Jahr. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Der FC Barcelona befindet sich in einer finanziellen Krise.
  • Der fehlende Tourismus in Corona-Zeiten macht den Katalanen besonders zu schaffen.
  • Muss jetzt Lionel Messi gehen, um den Barça-Konkurs zu verhindern?

Der FC Barcelona steckt in der Krise. Am Wochenende feierten die Katalanen im siebten Spiel erst den dritten Sieg. Doch das Sportliche ist nur die Spitze vom Eisberg.

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Trainer Ronald Koeman und Superstar Lionel Messi beim Champions-League-Spiel des FC Barcelona gegen Ferencvaros. - Keystone

Der FC Barcelona ist der erste Grossclub Europas, der offiziell zugibt, dass man durch Corona in Zahlungsschwierigkeiten gerät. Mindestens 300 Millionen Franken muss das spanische Schwergewicht einsparen, um nicht Konkurs zu gehen – und zwar bald. Interimspräsident Carles Tusquets sagte vor wenigen Tagen: «Jeden Tag wird es ernster – die Lage ist in hohem Mass besorgniserregend.»

FC Barcelona ist ein «Touristenverein»

Mitschuldig für die Krise ist auch der ausbleibende Tourismus in der Stadt während Corona. Tausende von Menschen besuchen jährlich die spanische Metropole. Der FC Barcelona lebt genau von diesen Touristen. Die Leute reisen häufig nur wegen des Clubs und vor allem wegen Lionel Messi in die Stadt.

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Xavier Sala i Martín (l.) im Bild mit Carles Puyol und Pep Guardiola. Ersterer war einst Leiter des Wirtschaftsrates beim FC Barcelona.
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Durch sportlichen Erfolg konnten damals die Roten Zahlen wettgemacht werden.

Xavier Sala i Martín war zwischen 2004 und 2010 Leiter des Wirtschaftsrates beim FC Barcelona. Gegenüber dem «Spiegel» sagt er: «Sie müssen sich den Club vorstellen, wie ein Land, das mit 100 Prozent seines Bruttoinlandsprodukts verschuldet ist.»

Als er ins Amt kam, habe er sich ebenfalls mit roten Zahlen konfrontiert gesehen. Doch dank grossen sportlichen Erfolgen explodierten die Einnahmen. Dies habe aber auch dazu geführt, dass Barça in die Masslosigkeit überschwappte.

Messi verdient über 100 Millionen pro Saison

Sinnbildlich für diese Masslosigkeit steht Superstar Lionel Messi. Der Argentinier besitzt einen Vertrag, den sonst noch niemand beim FC Barcelona vorgelegt bekam.

Rückblende: Im Sommer 2017 verliess Superstar Neymar die Katalanen für fast 240 Millionen Franken. Um nicht auch noch die Vereins-Legende Lionel Messi zu verlieren, offerierte Barça dem sechsmaligen Weltfussballer einen Mega-Vertrag.

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Der FC Barcelona wollte verhindern, dass nach Neymar (M.) auch Lionel Messi das Weite sucht.
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Der Brasilianer wechselte 2017 zu PSG.

76 Millionen Franken jährliches Basis-Gehalt. Hinzu kommen Prämien bis zu 20 Millionen Franken. Auch ein Treuebonus von 75 Millionen Franken ist im Kontrakt festgeschrieben. Zusammengerechnet kassiert «La Pulga» jährlich mehr als 100 Millionen Franken.

Messi verlangte ein «Siegerprojekt»

Doch Geld allein reichte dem 1,69 Meter grossen Stürmerstar nicht. «Barcelona ist mein Zuhause – aber ich brauche ein Siegerprojekt», wurde Messi damals in spanischen Medien zitiert. Die rotblaue Führung gehorchte.

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Ousmane Dembélé kam vom BVB zum FC Barcelona.
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Coutinho wechselte von Liverpool nach Barcelona.
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Im Sommer verpflichtete der FC Barcelona Antoine Griezmann von Atlético Madrid.

Ousmane Dembélé (112 Millionen, mögliche 45 Millionen an Bonuszahlungen), Philippe Coutinho (128 plus 42) und Antoine Griezmann (120) wurden verpflichtet. Heute belaufen sich die Lohnkosten des FC Barcelona für alle Spieler auf insgesamt 683 Millionen Franken.

Wird der FC Barcelona das neue AC Mailand?

Die hohen Löhne und der ausbleibende Tourismus haben dazu geführt, dass sich die Bruttoschulden aktuell auf 880 Millionen Franken belaufen. 300 Millionen müssen – am liebsten sofort – eingespart werden.

Findet der FC Barcelona in naher Zukunft zurück zu alter Stärke?

Der Club hofft, sich mit der Belegschaft auf eine Stundung der Löhne zu einigen. Interims-Präsi Tusquets erwähnte Lösungen, die für Spieler steuerlich interessant sein könnten.

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Der AC Milan hat sich mittlerweile einigermassen von der sportlichen Krise erholt.
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An die Glanzzeiten kommt man aber noch nicht heran. 2007 stellte Milan mit Kaka den Weltfussballer.

Sala i Martín hat ein anderes Wort dafür: Schuldencamouflage. Er warnt: «Es gibt Vereine, die sind nach dem Ruhm eingegangen. Beispielsweise der AC Mailand oder die Chicago Bulls: Die haben seit Michael Jordan nichts mehr gewonnen.»

Ob diese Zeile auch bald für den FC Barcelona und seine Ikone Lionel Messi zutrifft?

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