Doch keine Fanzone während Fussball-WM in Genf
In der Stadt Genf wird es während der kommenden Fussball-WM in Katar doch keine Fanzone mit Public Viewing geben. Wegen zunehmender Anfeindungen hat die Eventagentur Nepsa beschlossen, die Veranstaltung abzusagen.

Das Wichtigste in Kürze
- Die Kontroverse um die Fussballweltmeisterschaft in Katar hat die Nepsa dazu veranlasst, das Handtuch zu werfen: «Wir wurden auf besonders gewalttätige Weise in den sozialen Netzwerken angegriffen, wo wir zahlreiche Nachrichten mit besonders heftigen Beleidigungen erhalten haben», erklärte die auf Events spezialisierte Agentur am Mittwoch in einer Pressemitteilung.
Dieses vergiftete Klima habe «einen Grossteil der Betreiber und fast alle Inserenten vertrieben», was den Betrieb der Fanzone unmöglich gemacht habe. Das Unternehmen werde einen erheblichen finanziellen Verlust erleiden, und die Standbetreiber würden Umsatzeinbussen hinnehmen müssen. Die Rechnung dürfte mehr als zwei Millionen Franken betragen.
Durch die Absage aus eigener Initiative wird die Eventagentur der öffentlichen Hand Kosten ersparen. Hätten die kommunalen oder kantonalen Behörden die Veranstaltung abgesagt, wären sie dem Risiko ausgesetzt gewesen, die Organisatoren und Standbetreiber entschädigen zu müssen, schreibt das Unternehmen.
Der Steuerzahler spare auch den Kredit von 20'000 Franken, der zuvor für die Produktion eines Sensibilisierungsvideos bewilligt worden war. Die Absage der Fanzone werde auch verhindern, dass Polizeikräfte mobilisiert werden müssten, um die Sicherheit bei der Übertragung der Spiele zu gewährleisten.
Der Widerstand gegen die Fussballweltmeisterschaft in Katar wächst, da die Sportveranstaltung einen grossen ökologischen Fussabdruck hinterlässt, Frauen und LGBT-Minderheiten in dem Emirat wenig Platz eingeräumt wird und Tausende von Arbeitern beim Bau der Stadien ums Leben gekommen sind.
Viele Städte in der Schweiz und in anderen Teilen Europas haben bereits angekündigt, eine Fanzone zu boykottieren oder nicht veranstalten zu wollen. Genf wäre die einzige grössere Stadt in der Westschweiz gewesen, die eine solche Veranstaltung angeboten hätte. Sie wäre somit sehr «attraktiv» für Protestbewegungen «aller Art» geworden, befürchteten die Veranstalter.