Zürcher Politiker nervt sich über Werbung an Feuerstelle
Eine Bank will der Bevölkerung «etwas zurückgeben» und schenkt ihr 30 neue Feuerstellen. Überall prominent platziert: Das eigene Firmenlogo. Ist das okay?

Das Wichtigste in Kürze
- Raiffeisen erneuert um Zürich und Schaffhausen rund 30 Feuerstellen.
- Das Logo der Bank wurde dabei als «Designelement integriert».
- Ein Zürcher Gemeinderatsmitglied spricht von «Wald-Vereinnahmung».
Der klitschnasse Juli ist vorbei – endlich wieder Sonnenschein, wie herrlich. Ab in den Wald zum Bräteln!
Wer einen Ausflug im Raum Zürich oder Schaffhausen plant, sitzt möglicherweise bald an einer neuen Feuerstelle.
Denn 17 Grillstellen in der Region wurden schon renoviert – 13 weitere folgen. Und siehe da: Ein opulenter Werbeschriftzug auf der Feuerstelle sticht ins Auge.

«Anlässlich des 125-Jahr-Jubiläums von Raiffeisen wollten wir Feuerstellen schenken – als Dankeschön», sagt Raiffeisen-Mediensprecher Joël Grandchamp zu Nau.ch.
Und ergänzt: «Der Raiffeisen-Schriftzug wurde dabei als Designelement in die Feuerstellen integriert, auf Hinweisschilder in der Umgebung wurde verzichtet.»
Das Miteinander stärken
An Orten, an denen Familien, Freunde, Vereine oder Schulklassen zusammenkommen, wolle man das Miteinander stärken. So schreibt es die Bank auf ihrer Webseite. Und rührt nebenbei als netter Nebeneffekt kräftig die Werbetrommel.
Das finden nicht alle gut.
«Es ist eine Vereinnahmung des Waldes durch ein privates Unternehmen», sagt das Zürcher Gemeinderatsmitglied Michael Schmid von der Alternativen Liste.

«Sollte die Bevölkerung eine neue Möblierung der Feuerstelle wünschen, kann dies aus öffentlichen Geldern gedeckt werden. Ohne den Wald mit Werbung zu verunstalten», so Schmid.
Werbung war vorab kein Thema
Haben die Gemeinden der Neugestaltung keine Auflagen vorgegeben? Nau.ch fragt in Kloten nach – einer von dreissig Gemeinden, die beschenkt wurden.
«Werbliche Elemente waren nicht Gegenstand einer detaillierten Auflagenregelung», sagt Michel Gelin von der Stadt Kloten.
Und siehe da: Kloten werde bei zukünftigen Projekten «gegebenenfalls präzisere Rahmenbedingungen definieren, um gestalterische Fragen frühzeitig zu klären», so der «Leiter Kommunikation».

Aber wurden die Gemeinden wenigstens vorab darüber informiert, wie die Feuerstelle aussieht? «Die genaue Ausgestaltung wurde nicht in allen Details kommuniziert», sagt Gelin.
Und fügt an: «Wir sind aktuell daran, die internen Abläufe im Zusammenhang mit solchen Drittleistungen zu reflektieren.»
Kein negatives Feedback
Joël Grandchamp von der Raiffeisen sagt: «Alle Gemeinden, die Interesse an diesem Angebot hatten, waren dankbar für unser Engagement. Negative Rückmeldungen haben wir nicht erhalten.»
Auch der Verband der Waldeigentümer steht dem Ganzen positiv gegenüber: «Es stört uns nicht, wenn ein Schriftzug platziert wird.»
Benno Schmid, Sprecher von «WaldSchweiz», fährt fort: «Das ist ja nichts Neues. Bereits seit den 1970er-Jahren gibt es die Vita-Parcours, die von der damaligen Vita-Versicherung kamen.» Allerdings sind die viel kleiner angeschrieben.
Wald dem Kapitalismus unterwerfen?
AL-Politiker Michael Schmid wird deutlich: «Auch Versicherungen und Zeitungsverlage haben den Wald als noch nicht genügend dem Kapitalismus unterworfenes Gebiet entdeckt. Und nehmen ihn für ihre Zwecke ein.»

«Vereinnahmung und Verunstaltung», sagt die eine Seite. Von einem «Geschenk, um das Miteinander zu stärken», spricht die andere Seite.
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