Herrlich schimpft über Kölner Videokeller: «Ein Skandal»
Heiko Herrlich ist sauer. Nach einem verwehrten Elfmeter lässt sich der Trainer des FC Augsburg zu einer scharfen Kritik am Video-Schiedsrichter hinreissen. Unmittelbare Folgen hat das für ihn aber nicht. Der DFB-Kontrollausschuss sieht von Ermittlungen ab.

Das Wichtigste in Kürze
- Nach seinem Quarantäne-Verstoss wegen Zahnpasta und Hautcreme hat Heiko Herrlich mit seiner Videokeller-Kritik für den nächsten Aufreger gesorgt.
Der Trainer des FC Augsburg empörte sich nach dem 1:1 (0:0) am Sonntagabend gegen den 1. FC Köln wegen eines nicht gegebenen Foulelfmeters für seine Mannschaft und deutete Zweifel an der Unparteilichkeit von Schiedsrichter Guido Winkmann an.
Herrlichs Ausraster wird aber keine unmittelbaren Folgen für ihn haben. Der Kontrollausschuss des Deutschen Fussball-Bundes sieht von einem Ermittlungsverfahren ab, teilte der das DFB-Grmium auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit. «Heiko Herrlich wurde angeschrieben und gebeten, zukünftig bei Interviews möglicherweise missverständliche Andeutungen im Bezug auf die Unparteilichkeit des Schiedsrichters bzw. des Video-Assistenten zu unterlassen», hiess es vom Kontrollausschuss. Es sei ihm aber klargemacht worden, «dass er im Wiederholungsfall mit einer Anklage vor dem DFB-Sportgericht zu rechnen» habe.
«Ich weiss wirklich nicht, was noch passieren muss. Da können wir wirklich aufhören mit Videokeller. So etwas ist ein Skandal. Das kann nicht sein, es geht hier darum, die Klasse zu halten», schimpfte Herrlich im TV-Sender Sky nach einem verwehrten Strafstoss für seine abstiegsbedrohte Mannschaft. «Da sitzt einer, der 30 Kilometer weg von Köln lebt.» Winkmann wohnt nach DFB-Angaben in Kerken, das gut 80 Kilometer von Köln entfernt ist.
Herrlich bezog sich mit seiner Schelte auf eine Szene in der 49. Minute, in der der Augsburger Noah Sarenren Bazee nach einem Duell mit den Kölnern Rafael Czichos und Ismail Jakobs im Strafraum zu Fall kam. Die Gegenspieler hätten «nicht einmal den Ball» berührt, «der eine trifft ihn am Fuss, der andere zieht ihn mit der Hand runter», beschrieb Herrlich auf der Pressekonferenz die strittige Szene aus seiner Sicht. «Einen klareren Elfmeter gibt's nicht.»
Schiedsrichter Benjamin Cortus hielt nach dem Vorfall Rücksprache mit Video-Schiedsrichter Winkmann, ein Elfmeter wurde aber auch nachträglich nicht gegeben. Nachdem sich die erste Erregung gelegt hatte, zeigte Herrlich jedoch auch Selbstkritik wegen der verpassten Führung im Zitterduell mit den Kölnern. «Bloss, wir müssen uns an die eigene Nase packen und müssen versuchen, unsere Möglichkeiten zu nutzen», räumte der Augsburger Coach ein.
Der DFB hatte für die Wiederaufnahme des Spielbetriebs in der Bundesliga nach der Corona-Zwangspause die Regel vorerst ausser Kraft gesetzt, wonach Referees nicht Spiele in ihren Landesverbänden pfeifen dürfen. Damit sollen ihnen lange Anreisen erspart bleiben. Nicht leiten dürfen sie aber weiter Partien in ihrem Wohnort.
«Es gehört ja zum DFL-Konzept in der Corona-Zeit, dass Schiedsrichter aus der Nähe stammen dürfen. Ein anderer wohnt vielleicht näher an Augsburg. Jeder gibt sich Mühe», sagte Kölns Sport-Geschäftsführer Horst Heldt in einem Mediengespräch und erkannte im Einsatz von Winkmann keinen Regelverstoss.
Mit der Videokeller-Schelte sorgt Herrlich dreieinhalb Wochen nach seinem Quarantäne-Verstoss wieder für Zoff. Mitte Mai hatte der frühere Nationalstürmer freimütig über einen Einkaufsausflug für Zahnpasta und Hautcreme während der Quarantäne-Woche geplaudert. Damit verstiess Herrlich jedoch gegen das DFL-Konzept zur Fortsetzung der Saison und verzichtete freiwillig darauf, seine Mannschaft gegen den VfL Wolfsburg (1:2) am Spielfeldrand zu betreuen.
«Ich bin in dieser Situation meiner Vorbildfunktion gegenüber meiner Mannschaft und der Öffentlichkeit nicht gerecht geworden», bedauerte der sonst durchaus reflektierte Herrlich damals. «Ich werde daher konsequent sein und zu meinem Fehler stehen.»