Spengler Cup: Ist das Team Canada ein Auslaufmodell?
Zwei Spiele, drei Punkte, aber nur Platz drei in der Gruppe: Dem Team Canada droht am Spengler Cup das frühe Aus. Wie geht es mit dem Rekordsieger weiter?

Das Wichtigste in Kürze
- Das Team Canada landet auf dem dritten und letzten Gruppenplatz.
- Hat der Rekordsieger beim Spengler Cup noch eine Zukunft?
- Das ist das neue Format «Overtime» von Eishockey-Experte Nicola Berger.
Dem Rekordsieger Team Canada droht am Spengler Cup der nächste schnelle Abgang durch die Hintertüre. Der Vertrag mit Hockey Canada läuft mit diesem Turnier aus – und längst stellen sich grundsätzliche Fragen.
1984 war schon die Verpflichtung des Teams Canada ein Triumph für die Organisatoren des Spengler Cups. Seither hat sich das kanadische Kollektiv am Traditionsturnier zu einer Institution gemausert; zum Publikumsmagnet und Rekordsieger mit 16 Titeln.

Aber das letzte Hurra datiert von 2019, und am Montagnachmittag droht gegen Sparta Prag schon wieder ein Aus bei allererster Gelegenheit.
Mehr Finnen als Kanadier
Die Malaise ist schnell erklärt, damit nämlich, dass der Einfluss des kanadischen Eishockeys auf die Schweiz in den letzten Jahren spürbar schwächer geworden ist.
Es gibt weniger Trainer (in der National League mit Greg Ireland bei Ajoie, Éric Landry in Ambri, Josh Holden in Davos und Geoff Ward in Lausanne nur noch 4), weniger Manager und weniger Spieler aus dem Land des Rekordweltmeisters.

Seit der Einführung der Playoffs von 1985/86 hatte Kanada stets das grösste Ausländerkontingent der NLA gestellt, in manchen Wintern fanden mehr als 50 Profis hier Unterschlupf. 2024 war das erstmals anders, heute spielen mehr Finnen und Schweden in der höchsten Spielklasse.
Als einer der Gründe für den Rückgang gilt der Umstand, dass in der Farmteamliga American Hockey League (AHL) inzwischen vergleichbar hohe Saläre gezahlt werden wie in Europa. Was dem alten Kontinent für manche Spieler den Reiz nimmt.
Das bedeutet: Weniger Auswahl, weniger Qualität. In Davos tritt das Team Canada derzeit mit elf aus der American Hockey League (AHL) eingeflogenen Akteuren an. Die praktisch ohne Akklimatisation und mit Jetlag auf 1560 Metern über Meer den Unterschied machen sollen.
Kein Lohn fürs Team Canada
Es darf bezweifelt werden, dass sich daran noch einmal etwas ändert. In den übrigen europäischen Top-Ligen gibt es zwischen Weihnachten und Neujahr keinen Meisterschaftsunterbruch – Die dort engagierten Kanadier kommen bis auf wenige Ausnahmen für ein Engagement nicht in Frage.
Erschwerend hinzu kommt, dass die Spieler im Team Canada kein Geld verdienen. In der knapp bemessenen Freizeit gelten strenge Regeln – nach mehreren Missbrauchsfällen will der Verband Hockey Canada auf Nummer sicher gehen.
Bis im Juli lief in Ontario ein Prozess gegen mehrere ehemalige Juniorennationalspieler, darunter den heute bei Ambri-Piotta beschäftigten Stürmer Alex Formenton. Alle Akteure wurden freigesprochen, für Hockey Canada werden sie allesamt dennoch kaum je noch einmal auflaufen.

Die sportliche Situation für das stets mit sehr hohen Ansprüchen im Gepäck anreisende Team Canada ist knifflig; Die fetten Jahre dürften vorbei sein. Trotzdem darf man davon ausgehen, dass der mit diesem Turnier auslaufende Vertrag mit dem Spengler Cup verlängert wird.
Steht mittelfristiger Wandel bevor?
Für die Organisatoren ist das Team Canada Aushängeschild und Zuschauermagnet zugleich. Und für Hockey Canada ist der Spengler Cup ein Produkt, das sich in der notorisch hockeyverrückten Heimat glänzend vermarkten und verkaufen lässt – Der sportliche Monopolsender TSN überträgt alle Partien bis in die Stuben zwischen Alberta und Neufundland live.
Und doch: Die Auftritte des überraschenden Gruppensiegers «US Collegiate Selects» könnten ein Vorbote für einen mittelfristigen Wandel sein.
Sogar Chris McSorley, der die kanadische Auswahl 2012 zum Titel coachte, sagt: «Es wäre schade, wenn das Team Canada irgendwann nicht mehr Teil des Spengler Cups ist. Aber jeder Zyklus endet irgendwann. Und das einzige Team, das für dieses Turnier wirklich unverzichtbar ist, heisst HC Davos.»
Zum Autor
Nicola Berger berichtet seit über einem Jahrzehnt über das Geschehen rund um das Eishockey. Seit neuestem schreibt er im Format «Overtime» über die National League und die Hockey-Nati.












