Kein Neymar, kein Vinicius Júnior, kein Richarlison: Obwohl Brasilien mit einem Ersatzteam aufläuft, scheidet Kamerun aus der WM aus. Für den Rekordchampion beginnt nun die heisse Phase.
WM 2022
Alex Telles im Duell mit Kameruns Bryan Mbeumo. - keystone

Vincent Aboubabar sicherte den Westafrikanern am Freitagabend mit seinem späten Kopfballtor (90.+2) den schmeichelhaften 1:0 (0:0)-Erfolg gegen den Rekord-Weltmeister, für die K.o.-Runde reichte das aber nicht mehr. Weil der Torschütze sich beim Jubeln das Trikot auszog, sah er seine zweite Gelbe Karte im Spiel – folglich Gelb-Rot.

Während Kamerun bei der achten WM-Teilnahme zum siebten Mal in der Vorrunde scheiterte, wollen die Brasilianer am kommenden Montag (20.00 Uhr) gegen Südkorea ihren nächsten Schritt auf dem angepeilten Weg zum sechsten WM-Titel machen. Ob der weiterhin verletzte Neymar dann wieder dabei ist, bleibt offen. Im Laufe des Wochenendes will sich Nationaltrainer Tite zum Zeitpunkt der Rückkehr seines Fussball-Superstars äussern.

Tite verändert auf neun Positionen

Was die Brasilianer vor 85.986 Zuschauern aufboten, hatte mit der Stammelf überhaupt nichts mehr zu tun. Nationaltrainer Tite veränderte sein Team im Vergleich zum 1:0 gegen die Schweiz auf neun Positionen, selbst Ersatztorwart Ederson bekam seine ersten Einsatzminuten beim Turnier in Katar. Und dann war da ja auch noch Dani Alves, der im Alter von 39 Jahren sein Team als Kapitän anführte und somit zum ältesten eingesetzten Spieler der Seleção bei einer WM wurde. Doch trotz aller Rotation: die Brasilianer dominierten auch gegen Kamerun das Spiel.

Auffälligster Spieler war Flügelstürmer Gabriel Martinelli, der mit dem FC Arsenal in der englischen Premier League eine bislang überragende Saison spielt. Mit seiner Geschwindigkeit stellte er die rechte Abwehrseite der Afrikaner immer wieder vor Probleme. Auch die erste Grosschance des Spiels gehörte dem 21-Jährigen. Nach einer Flanke von Fred aus dem Halbfeld lenkte Kameruns Torhüter Devis Epassy seinen Kopfball aber gerade noch über das Tor (14.). Auch einen Distanzschuss des Tempodribblers (45.+1) wehrte der Torwart ab.

Wirklich Fahrt nahm das Spiel aber nicht auf. Die Brasilianer mussten nicht, Kamerun konnte nicht. Wie schon in den bisherigen Vorrundenspielen liess auch die Ersatzabwehr der Seleção kaum etwas zu. Was auch daran lag, dass die Kameruner, obwohl sie noch die theoretische Chance auf die K.o.-Runde hatten, nach vorne äusserst ideenlos agierten. Auch Bayern-Stürmer Eric Maxim Choupo-Moting blieb weitgehend unauffällig. Wenn sich jemand dem gegnerischen Tor annäherte, dann vor allem der Rekord-Weltmeister. Zumindest bis kurz vor der Pause. Da stand nach einer Flanke plötzlich Bryan Mbeumo (45.+3) frei vor Ederson, scheiterte aber ebenfalls per Kopfball am Torwart.

Das war die erste Grosschance, die Brasilien bei diesem Turnier zuliess. Ansonsten agierte die neu zusammengestellte Innenverteidigung um Éder Militão und Bremer souverän. Und in der Offensive näherten sich die Brasilianer dem Führungstreffer an. Zunächst scheiterte der starke Martinelli (56.) wieder im Privatduell mit Epassy. Dann konnte auch Éder Militão (57.) den Schlussmann per Flachschuss nicht überwinden.

Das Ersatzteam der Seleção musste sich nur eines vorwerfen: ihre mangelhafte Chancenverwertung. Ohne den am Fuss verletzten Neymar oder die geschonten Angreifer Richarlison und Vinicius Júnior fehlte es beim Torabschluss an der Effizienz. Auch der eingewechselte Everton Ribeiro (84.) traf das Tor nicht, sondern schoss nach schöner Vorarbeit von Raphinha knapp vorbei. Dann traf Aboubakar in der Nachspielzeit doch noch zum Sieg – und musste direkt danach für seinen Jubel runter. Für das Weiterkommen reichte es nicht mehr.

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