WM 2022: Regenbogen-Flitzer nach Katar-Protest «frei und wohlauf»

Mit Regenbogenfahne und politischem Superman-Shirt rannte der Aktivist über den Rasen des Lusail-Stadions. Zwei weitere Botschaften standen auf dem Shirt: «Save Ukraine» auf der Vorderseite, auf der Rückseite «Respect for Iranian Women».

Die Bilder von Mario Ferri bei seiner Flitz-Einlage an der WM 2022 gingen um die Welt. Nach dem Spiel zwischen Portugal und Uruguay am Montagabend beschäftigte die bange Frage das Turniergeschehen in Katar: Wie geht es dem Mann?

Die Antwort gab Mario Ferri, genannt «Il Falco», am frühen Nachmittag selbst: «Ich bin frei.» Rechtliche Konsequenzen müsse er nach seinem Protest an der WM 2022 nicht befürchten, schrieb er bei Instagram.

Kurz bevor es losging, hatte der Italiener Videos gepostet, er huldigte seinem grossen «Idol» Cristiano Ronaldo. Das, was folgte, kündigte er nicht an. Ferri lief über den Rasen, wurde von Ordnern gestoppt und in die Katakomben gebracht.

Bei der TV-Übertragung wurden die Bilder nicht gezeigt. Das ist allerdings seit Jahren im Weltfussball bei solchen Zwischenfällen üblich. Die Regenbogenflagge wurde von Schiedsrichter Alireza Faghani aufgehoben und vom Platz gebracht.

Ferri nahm in seiner Stellungnahme Bezug auf das Verbot der «One Love»-Kapitänsbinde durch den Weltverband FIFA. «Sie haben alles verhindert, nur mich nicht. Wir wollen eine freie Welt, die alle Menschen und alle Ideen respektiert», schrieb er weiter.

Die FIFA und das WM-Organisationskomitee äusserten sich nicht – dafür aber Ferri ausführlich. «Die Regeln zu brechen, ist nie ein Verbrechen, wenn man es für eine gute Sache tut», schrieb der Italiener.

Ferri ist kein Unbekannter für den Weltverband, er hat bereits etliche Flitzer-Aktionen hinter sich. Auch an der WM in Südafrika 2010 beim Spiel zwischen Deutschland und Spanien war er auf dem Platz. Doch jetzt scheint Schluss zu sein.

«Ich werde es ‹den letzten Tanz› nennen, meinen letzten Lauf auf ein Spielfeld. Ich wollte für mich wichtige Botschaften senden.» Zunächst war befürchtet worden, der Aktivist könne für längere Zeit in Gewahrsam genommen werden.

Grundsätzlich werden Flitzer im Fussball erst einmal zur Kasse gebeten, es gibt aber grosse Unterschiede bei der Rechtssprechung. Beim WM-Final 2018 in Russland waren vier Mitglieder von Pussy Riot auf den Platz gelangt. Sie mussten für 15 Tage in Arrest.

In Katar könnte beim weiteren Vorgehen die internationale Aufmerksamkeit eine Rolle spielen. Nach der massiven Kritik vor der WM 2022 blickt die Welt sehr genau auf die Behandlung des Regenbogen-Aktivisten.

Im Stadion zeigte man sich verständnisvoll und besorgt. «Ich hoffe, dass dem Jungen nichts passiert», sagte der portugiesische Mittelfeldspieler Rúben Neves nach der Partie. «Wir alle haben seine Botschaft verstanden, die ganze Welt.»