Skandal in der Champions League: Die Partie zwischen Paris Saint-Germain mit dem deutschen Trainer Thomas Tuchel und Basaksehir aus Istanbul wird nach einem Rassismusvorwurf gegen den Vierten Offiziellen abgebrochen. Am Mittwoch soll es weitergehen.
Der rumänische Schiedsrichter Ovidiu Hategan (l) diskutiert mit Verantwortlichen und Spielern von Istanbul Basaksehir und Paris Saint-Germain. Foto: Franck Fife/AFP/dpa
Der rumänische Schiedsrichter Ovidiu Hategan (l) diskutiert mit Verantwortlichen und Spielern von Istanbul Basaksehir und Paris Saint-Germain. Foto: Franck Fife/AFP/dpa - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Demba Ba war ausser sich.
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Der frühere Bundesliga-Profi diskutierte wütend mit dem Schiedsrichter-Assistenten, der am Dienstagabend im Champions-League-Spiel zwischen Paris Saint-Germain und Istanbul Basaksehir den Co-Trainer der Gäste rassistisch beleidigt haben soll.

Wenige Minuten später verliessen beide Mannschaften geschlossen aus Protest den Platz - das Spiel wurde beim Stand von 0:0 abgebrochen und soll an diesem Mittwoch (18.55 Uhr) fortgesetzt werden. Ein Skandal in der Königsklasse.

Die Europäische Fussball-Union teilte am späten Dienstagabend mit, dass das komplette Schiedsrichter-Team ausgetauscht werde. Der Beschuldigte, Sebastian Colţescu aus Rumänien, hatte in der Partie, die keine 15 Minuten lief, als Vierter Offizieller fungiert. Der Dachverband kündigte eine «gründliche Untersuchung» an.

Der Assistenztrainer der Gäste, der frühere kamerunische Nationalspieler Pierre Webo, hatte die Rote Karte gesehen, dabei soll es zu der rassistischen Beleidigung gekommen sein. Dem Vierten Offiziellen wurde vorgeworfen, eine rassistische Formulierung für Schwarze benutzt zu haben, die im Deutschen inzwischen mit dem Begriff «N-Wort» umschrieben wird. Dieser Ausdruck war im leeren Prinzenpark-Stadion während der TV-Übertragung deutlich zu hören.

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan verurteilte «die rassistische Aussage gegenüber Pierre Webo» und teilte via Twitter mit: «Wir sind bedingungslos gegen Rassismus und Diskriminierung im Sport und in allen Lebensbereichen.» Frankreichs Sportministerin Roxana Maracineanu lobte das Verhalten der Profis beider Teams. «Heute Abend haben Sportler, Athleten eine historische Entscheidung getroffen gegenüber einer Einstellung, die sie als inakzeptabel beurteilt haben», schrieb die Ministerin am späten Dienstagabend bei Twitter. Sie warte die Ergebnisse der Untersuchung ab. «Aber ich kann die starke Symbolik ihrer Geste und ihrer Solidarität nur begrüssen.»

Wie zudem zu hören war, soll das Schiedsrichter-Team aus Rumänien versucht haben, sich damit zu verteidigen, dass der Vierte Offizielle das rumänische Wort für Schwarzer (negru) benutzt habe und nicht das «N-Wort». Warum er das «N-Wort» benutzt habe, fragte Ba aufgebracht Colţescu. Der frühere Hoffenheim-Profi sass auf der Bank von Basaksehir.

Webo, Ba und andere waren anschliessend zu hören, wie sie lautstark darauf hinwiesen, dass die Schiedsrichter bei einem weissen Spieler auch nicht «der Weisse» gesagt hätten, um diesen zu identifizieren. Basaksehir twitterte sofort nach dem Vorfall das Logo der UEFA-Kampagne «No to Racism - Respect». In den sozialen Netzwerken bekundeten Tausende ihre Solidarität, auch Vereine aus der Bundesliga positionierten sich gegen Rassismus.

RB Leipzigs Trainer Julian Nagelsmann bekam die Vorfälle im Parallelspiel zunächst nur am Rande mit. Er habe während der Partie gegen Manchester United (3:2) zunächst nur gehört, dass es «um Beleidigungen geht», sagte er. «Das verurteile ich aufs Schärfste. Wir leben in einer bunten Gesellschaft, das ist auch gut so, so etwas sollte nicht passieren, nicht auf dem Fussballplatz und auch sonst nirgendwo.» Durch den Sieg sicherte sich RB den Einzug in das Achtelfinale. Auch Paris steht durch die Niederlage von Man United in der K.o.-Runde. Doch sportliche Ergebnisse wurden zur Nebensache.

Am Spielfeldrand in Paris kam es zu hitzigen Debatten, die PSG-Stars Kylian Mbappé und Neymar standen lange dicht beim Geschehen. Auf TV-Bildern war zu sehen, wie Mbappé auch sprach. Der Brasilianer Neymar hatte zuletzt Mitte September im Liga-Spiel gegen Olympique Marseille seinem Gegenspieler Rassismus vorgeworfen.

Nachdem die Gäste-Mannschaft aus der Türkei in die Kabinen gegangen war, folgte auch wenige Sekunden später das Team des deutschen Trainers Thomas Tuchel. Mbappé schrieb in den sozialen Netzwerken: «Say no to Racism. M. Webo we are with you» (Wir sind bei dir).

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