Schlag die Hitze! Das IOC hat eigens für die Spiele in Tokio ein Programm ausgearbeitet, damit die Athleten mit den hohen Temperaturen klarkommen. Ob das reicht? Die Freiluftsportler erwarten grossen Strapazen.
Schlag die Hitze lautet der IOC-Slogan für die Wettkämpfe in Tokio bei bis zu 40 Grad und nahezu unerträglich hoher Luftfeuchtigkeit. Foto: Koji Sasahara/AP/dpa
Schlag die Hitze lautet der IOC-Slogan für die Wettkämpfe in Tokio bei bis zu 40 Grad und nahezu unerträglich hoher Luftfeuchtigkeit. Foto: Koji Sasahara/AP/dpa - dpa-infocom GmbH
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Das Wichtigste in Kürze

  • Was tun gegen die Hitze? Einige «Top-Tipps» gibt das Internationale Olympischen Komitee den Athleten in einer Broschüre mit auf den Weg zu den Spielen nach Tokio.

Erstens: Das IOC empfiehlt, sich mindestens zwei Wochen im Training an die Hitze zu gewöhnen. Zweitens: «Wenn du dich nicht zwei Wochen akklimatisieren kannst, dann versuch es zumindest für eine Woche.» Aha, und wenn das auch nicht klappt? «Beat The heat» (Schlag die Hitze) lautet der IOC-Slogan für die Wettkämpfe bei bis zu 40 Grad und nahezu unerträglich hoher Luftfeuchtigkeit.

Dass die Spiele vom 24. Juli bis 9. August in Japans Hauptstadt zur Qual zu werden drohen, wurde spätestens klar, als das IOC im Oktober darauf drängte, die Wettbewerbe im Marathonlauf und im Gehen aus dem heissen Tokio 800 Kilometer nach Norden ins gemässigtere Sapporo zu verlegen. «Das ist sicherlich eine schwierige Zeit von den Temperaturen her», stellte Dirk Schimmelpfennig, Vorstand Leistungssport im Deutschen Olympischen Sportbund, fest. Die Freiwasserschwimmer bekamen im Sommer einen Vorgeschmack auf das, was sie erwartet: Badewannentemperatur von 30,5 Grad, nur ein halbes Grad unter dem zugelassenen Höchstwert für Wettkämpfe.

Unter dem Eindruck der Leichtathletik-WM in Katar, die mit taumelnden Langstrecklern zur Nachtzeit zum PR-Desaster wurde, fühlte sich das IOC zum Handeln gezwungen. Im Sinne der schutzbedürftigen Athleten, wie es betonte. Doch alle sind mit der Verlegung nicht durchgängig einverstanden. «Der Ausdauersport lebt von seiner Härte und der Härte zu sich selbst», sagte der Geher Carl Dohmann, der in Katar Rang sieben über 50 Kilometer belegte, dem Deutschlandfunk.

Dass es im Sommer in Tokio furchtbar heiss ist und die Spiele 1964 nicht umsonst erst im Herbst stattfanden, war freilich auch zuvor schon bekannt. Erst die erschreckenden Bilder aus Doha erforderten Sofortmassnahmen. «Tokio im kommenden Sommer wird wegen der extremen Luftfeuchtigkeit viel schlimmer werden», sagte der ehemalige Leichtathletik-Funktionär Helmut Digel in Katar.

In der olympischen Charta ist der Termin der Spiele nicht festgelegt. Doch genau dieses Zeitfenster Ende Juli/Anfang August lassen die finanzstarken Ligen von globaler Bedeutung für das alle vier Jahre stattfindende Mega-Sportfest. In den USA ruhen die NBA der Basketballer, die NFL des American Football und die NHL im Eishockey, die europäischen Fussball-Ligen pausieren zudem.

Die Organisatoren in Tokio haben ein Massnahmen-Bündel veranlasst. Insbesondere an den Zeitplänen haben sie gearbeitet, um die kühleren Morgenstunden etwa für Mountainbikerennen und für Rugbyspiele zu nutzen. Aus Sprinkleranlagen werden die Athleten befeuchtet. Ein Belag, der weniger Wärme zurückstrahlt soll auf die Strassen aufgetragen werden. Der Berliner Willi Kuhweide, 1964 Olympiasieger im Segeln, rät seinen Nachfolgern: «Sehr wichtig wird ein guter Sonnenschutz sein.»

Auch auf die Pferde kommen Strapazen zu, insbesondere auf der anspruchsvollen Geländestrecke auf einer ehemaligen Müllhalde an der Bucht von Tokio. «Cross wird zur Herausforderung», sagt die sechsfache Dressur-Olympiasiegerin Isabell Werth. «Aber letztlich geht es für uns alle darum, die optimale Vorbereitung uns Fitness unserer Pferde zu erreichen, um dort Topleistungen zu bringen.»

Der DOSB nutzt mit seinen Verbänden in den gemeinsamen Vorbereitungen Bestandteile des IOC-Programms «Beat The Heat». Empfehlungen für Sonnenschutz, Medikamentengebrauch und Kleidung stehen da drin. Der DOSB beschwichtigt aber auch: «Grundsätzlich fällt Tokio natürlich nicht vom Klimahimmel - die klimatischen Bedingungen sind dem Team Deutschland seit Jahrzehnten aus Weltcups und WMs bekannt.» 2008 bei den Spielen in Peking waren die Verhältnisse ähnlich.

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