Andreas Rettig ist offiziell als neuer Geschäftsführer beim DFB vorgestellt worden. Er freut sich auf den Job und sucht Versöhnung mit dem FC Bayern München.
Andreas Rettig DFB
Präsident Bernd Neuendorf stellt in einer Pressekonferenz in Frankfurt Andreas Rettig (r) als neuen Geschäftsführer Sport beim DFB vor. - Thomas Frey/dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Andreas Rettig ist der neue Geschäftsführer des DFB.
  • Er tritt die Stelle mit Vorfreude, aber auch mit Respekt an.
  • Kritik an seiner Wahl gab es aus Richtung München, wo er nun nach Versöhnung sucht.
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Andreas Rettig tritt das Amt des Geschäftsführers Sport beim DFB mit Vorfreude, aber auch grossem Respekt an. Der Top-Funktionär hat einige dicke Bretter zu bohren.

An seinem ersten Arbeitstag in der DFB-Zentrale hat sich Andreas Rettig auf dem Weg zum Frühstück erst einmal verlaufen. Als schlechtes Omen für sein künftiges Wirken wollte der neue Geschäftsführer Sport des Deutschen Fussball-Bundes dies aber nicht werten.

«Ich hoffe, dass ich schnell die Orientierung bekomme», sagte der 60-Jährige bei seiner offiziellen Vorstellung. Das gilt nicht nur für die Laufwege im riesigen DFB-Campus, sondern noch viel mehr für die vielfältigen Aufgaben. «Der Zustand ist wirtschaftlich herausfordernd und sportlich schwierig, aber mit Lichtblicken», sagte Rettig über seinen neuen Arbeitgeber.

Ist Andreas Rettig die beste Wahl für den Geschäftsführer beim DFB?

Die überraschende Verpflichtung des einstigen Bundesliga-Managers, war nicht überall wohlwollend aufgenommen worden. Der kritische Mahner habe sich in der Vergangenheit oft mit dem Establishment des deutschen Fussballs angelegt. Bayern Münchens Karl-Heinz Rummenigge und Oliver Mintzlaff hatten deshalb ihren Rücktritt aus der Task Force des DFB bekannt gegeben.

Rettig reagiert gelassen auf Rummenigge-Kritik

«Ich habe zur Kenntnis genommen, dass ich nicht unbedingt der Wunschkandidat des FC Bayern war», sagte Rettig dazu. «Ich kenne das belastete Verhältnis. Wir werden den FC Bayern brauchen, es ist der bedeutendste Club. Es nutzt nichts, wenn wir uns hier auseinanderdividieren.»

Ein erster Versuch, mit den Bayern-Granden Rummenigge und Uli Hoeness ins Gespräch zu kommen, scheiterte jedoch. Er habe «Herrn Hoeness auf die Mailbox gesprochen und Karl-Heinz Rummenigge eine SMS geschrieben, aber keine Resonanz erfahren». Das berichtete Rettig und appellierte: «Es geht darum, dass sich alle, die es mit dem deutschen Fussball gut meinen, unterhaken.»

Andreas Rettig ist der neue Geschäftsführer Sport beim DFB.
Andreas Rettig ist der neue Geschäftsführer Sport beim DFB.
Andreas Rettig
Andreas Rettig bei der Vorstellung beim DFB.
Andreas Rettig
Andreas Rettig bei der Vorstellung beim DFB.
Andreas Rettig
Andreas Rettig bei der Vorstellung beim DFB.
«So ein Mann tut dem DFB gut», sagt Stefan Effenberg über Andreas Rettig.
«So ein Mann tut dem DFB gut», sagt Stefan Effenberg über Andreas Rettig.

Rückendeckung gab es immerhin von DFL-Boss Hans-Joachim Watzke, mit dem Rettig in der Vergangenheit ebenfalls so manchen Streit ausgefochten hatte. Man habe «sehr konträre Ansichten» in manchen Themenbereichen gehabt. So beschrieb der Geschäftsführer von Borussia Dortmund und Aufsichtsratsvorsitzende der Deutschen Fussball Liga sein Verhältnis zu Rettig.

Daher habe es vor Rettigs Ernennung ein persönliches Gespräch gegeben, um mögliche Differenzen auszuräumen, berichtete Watzke. Danach habe er DFB-Präsident Bernd Neuendorf seine Zustimmung in der Personalie signalisiert. Mindestens genauso wichtig wird für Rettig eine reibungslose Zusammenarbeit mit Rudi Völler sein. Der für die Nationalmannschaft zuständige Sportdirektor kündigte an, trotz einstmals unterschiedlicher Ansichten konstruktiv mit seinem Vorgesetzten zusammenarbeiten zu wollen.

Rudi Völler will Kooperation mit Rettig

«In der Vergangenheit hatten Rettig und ich mit Blick auf elementare Fragestellungen des Fussballs durchaus die eine oder andere Meinungsverschiedenheit. In verantwortlicher Funktion beim DFB gilt es aber, persönliche Überzeugungen an Realitäten anzupassen», sagte Völler.

Rettig setzt beim sportlichen Neuanfang auf die Strahlkraft von Völler. «Das hat in kleinen, zarten Schritten ja schon begonnen», sagte er. Zugleich stellte Rettig bei seinem Amtsantritt klar, dass er sich in die Suche nach einem Bundestrainer nicht aktiv einschalten werde: «In diesem Prozess ist Rudi Völler im Lead.»

Rudi Völler
Rudi Völler will konstruktiv mit dem neuen DFB-Geschäftsführer Andreas Rettig zusammenarbeiten. - Bernd Thissen/dpa

Erst bei Gehaltsfragen und der Vertragslaufzeit für den Nachfolger von Hansi Flick, werde die Geschäftsführung in den Prozess eingebunden sein. «Hier geht es in der letzten Konsequenz um die Bewertung der Fachkompetenz», sagte Rettig. «Da ist er mir überlegen.»

Über Kandidaten für das laut Rettig «wichtigste Amt im deutschen Fussball» war in den vergangenen Tagen spekuliert worden. Julian Nagelsmann (36), der noch bei den Münchnern unter Vertrag steht, gilt als aussichtsreicher Kandidat. Vermehrt genannt wurden auch die Namen des Niederländers Louis van Gaal (72) und des früheren U21-Trainers Stefan Kuntz (60).

Bundestrainer-Suche: DFB will nun konkrete Gespräche führen

DFB-Boss Neuendorf bestätigte, dass der Verband die wichtigsten Leitplanken wie die Finanzierbarkeit für sich festgelegt habe. Nun werden konkrete Gespräche geführt. Ob mit nur einem oder mehreren Kandidaten, wollte der 63-Jährige nicht verraten. «Wir sind einen deutlichen Schritt weiter im Vergleich zu nach dem Spiel gegen Frankreich», sagte Neuendorf.

Ziel sei es, dass der neue Bundestrainer bei der Abreise der Nationalmannschaft in die USA am 9. Oktober an Bord sei. Dort spielt die DFB-Auswahl am 14. Oktober gegen die USA und drei Tage später gegen Mexiko.

DFB Estland Deutschland Gündogan
Gündogan (Nr. 27) jubelt mit seinen Teamkollegen vom DFB nach seinem ersten Tor. - Twitter (@diemannschaft)

Unabhängig davon, wer die Nationalmannschaft zur Heim-EM 2024 führen wird, gab Rettig bereits das Zukunftsmotto für den DFB aus: «Wir müssen sehen, dass wir nicht nur die Portemonnaies erreichen, sondern auch die Herzen.»

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