St. Galler FDP-Kantonsrat Felix Keller: «Adieu Eigenmietwert»
Der Staat solle den Traum vom Eigenheim fördern, nicht bestrafen: Das fordert Felix Keller, St. Galler FDP-Kantonsrat, in seinem Gastbeitrag.

Das Wichtigste in Kürze
- Am 28. September wird in der Schweiz über die Abschaffung des Eigenmietwerts abgestimmt.
- Felix Keller, FDP-Kantonsrat von St. Gallen, sagt deutlich Ja zur nationalen Vorlage.
Am 28. September 2025 stimmt das Schweizer Stimmvolk über die Abschaffung des Eigenmietwertes ab. Diese Steuer auf ein fiktives Einkommen ist realitätsfremd, unfair, setzt falsche Anreize und kann für Rentner eine Falle sein.
Wer in der Schweiz ein Eigenheim besitzt und selbst darin wohnt, muss dafür ein fiktives Einkommen versteuern, das man nie erhält – den sogenannten Eigenmietwert.
Diese steuerliche Ungerechtigkeit hat eine lange Geschichte. Ursprünglich als vorübergehende Kriegssteuer eingeführt, hat sie sich klammheimlich zur festen Institution gemausert.
Dabei steht sie heute dem Verfassungsauftrag zur Förderung von Wohneigentum direkt im Weg. Wer spart, investiert und sich ein Eigenheim erarbeitet, wird steuerlich abgestraft. Das geht nicht an!
Realitätsfremd und unfair
Die Eigenmietwert-Besteuerung ist nicht nur realitätsfremd, sie ist auch unfair. Während andere Vermögensgegenstände wie Autos oder Schiffe steuerfrei genutzt werden dürfen, wird das selbstbewohnte Haus zur Einnahmequelle für den Staat missbraucht.
Wohneigentümer zahlen nicht nur diese «Steuer» – sie berappen auch Vermögenssteuern, Grundsteuern, Handänderungsgebühren, Notariatskosten und beim Verkauf auch noch die Grundstückgewinnsteuer.

Wer da noch von «Privilegien» für Eigentümer spricht, verkennt schlicht und einfach die Realität. Gerade junge Familien träumen von einem eigenen Heim, scheitern aber oft an der finanziellen Tragbarkeit. Die Eigenmietwertsteuer macht es noch schwerer.
Die aktuelle Abstimmungsvorlage verspricht Abhilfe: Ein spezieller Schuldzinsabzug für Ersterwerber entlastet die Anfangsphase und könnte wieder vermehrt mittelständische Familien in die eigenen vier Wände bringen.
Eigenmietwert wiegt im Ruhestand besonders schwer
Doch auch im späteren Lebensabschnitt/im Ruhestand zeigt sich das Problem des Eigenmietwerts besonders deutlich: Während das Einkommen sinkt, bleibt der Eigenmietwert bestehen – und treibt die Steuerlast unnötig in die Höhe.
Viele Rentner, die ihr Leben lang gespart haben, sehen sich plötzlich gezwungen, ihr Eigenheim zu verkaufen. Eine echte Vorsorgestrategie sieht anders aus.
Schweiz gehört weltweit zu den Spitzenreitern bei privater Verschuldung
Ein weiteres Problem: Wer seine Hypothek amortisiert, also Schulden abbaut, wird bestraft, weil dann weniger Schuldzinsen abzugsfähig sind.

Das fördert hohe Schulden. Mit dem Ergebnis, dass die Schweiz weltweit zu den Spitzenreitern bei der privaten Verschuldung gehört. Die Reform könnte hier gegensteuern und finanzielle Stabilität belohnen.
Ja zu Steuerpolitik mit gesundem Menschenverstand
Mit einem Ja zur Abschaffung des Eigenmietwerts sagen wir Ja zu Fairness, zu Eigenverantwortung und zu einer Steuerpolitik mit gesundem Menschenverstand.
Der Staat sollte den Traum vom Eigenheim fördern, nicht bestrafen.
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Zum Autor: Felix Keller (*1975) ist St. Galler FDP-Kantonsrat und Stadtparlamentarier. Seit 2006 hat er das Amt des Geschäftsführers des kantonalen Gewerbeverband St. Gallen inne.