Luzern: Vroni Thalmann-Bieri (SVP) zur Individualbesteuerung
Die Heiratsstrafe gehöre abgeschafft, doch die Individualbesteuerung sei der falsche Weg, argumentiert Nationalrätin Vroni Thalmann-Bieri (SVP) im Gastbeitrag.

Das Wichtigste in Kürze
- Am 8. März 2026 stimmt die Schweiz über die Abschaffung der Heiratsstrafe ab.
- Die geplante Individualbesteuerung sei der falsche Weg, findet Vroni Thalmann-Bieri.
- Ein Nein zu der Vorlage eröffne den Weg für eine bessere Lösung, so die Nationalrätin.
Die Heiratsstrafe gehört zwar abgeschafft, aber die geplante Individualbesteuerung ist der falsche Weg. Sie schwächt das Fundament unserer Gesellschaft – die Familie – und schafft neue Ungerechtigkeiten zwischen Ehepaaren und anderen Lebensformen.
Heute braucht es bei Scheidung oder Todesfall eine Vermögensaufteilung. Künftig müsste diese Aufteilung jedes Jahr neu gemacht werden.

Rund 40 Prozent der Ehen werden geschieden – das heisst: 60 Prozent bleiben zusammen und müssten jährlich eine Art künstliche Scheidung durchlaufen.
Individualbesteuerung – mehr Bürokratie und Kosten
Das klassische Ehepaarkonto auf beide Namen verliert an Bedeutung, weil Guthaben jedes Jahr individuell sehr aufwendig zugeordnet und steuerlich berechnet werden müssen.
Als Sozialvorsteherin muss ich oft bei existenzgefährdeten Familien die finanzielle Situation eines Haushalts gesamthaft beurteilen.
Mit der Individualbesteuerung müsste ich nun aber zwei Steuererklärungen wieder aufwendig zusammenführen, um Sozialhilfe, Prämienverbilligung und andere Leistungen korrekt berechnen zu können.

Diese zusätzliche Bürokratie und die damit entstehenden Kosten der Steuer- und Sozialämter bezahlen am Ende alle Steuerzahler – ohne dass sie dafür einen echten Mehrwert erhalten.
Individualbesteuerung verletzt die Rechtsgleichheit
Die Individualbesteuerung löst das Problem der Heiratsstrafe nicht, sondern bestraft Ehepaare gegenüber anderen Lebensformen und verletzt damit die Rechtsgleichheit.
Sie schafft komplexe Koordinationspflichten zwischen den Ehepartnern und birgt erhebliches Konfliktpotenzial. Dies dürfte auch zu vermehrten rechtlichen Auseinandersetzungen führen.
Versprochen wird eine steuerliche Entlastung, die bei den meisten Menschen kaum ankommt. Stattdessen drohen höhere Steuern und deutlich mehr Verwaltungsaufwand.
Darum gehört diese Vorlage abgelehnt. Ein Nein öffnet den Weg für eine bessere, einfachere Lösung, welche die Heiratsstrafe beseitigt, ohne Familien und Ehepaare zu benachteiligen.
Zur Autorin
Vroni Thalmann-Bieri (*1969) lebt in Flühli LU und ist seit 2023 Nationalrätin für die SVP.












