Die Juso fordert im Kanton Bern wieder Nachtzüge. Um dem Anliegen Gehör zu verschaffen, schliefen sie im Bahnhof Bern. Heute entscheidet der Grosse Rat.
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Rollen bald wieder Schweizer Nachtzüge von Bern aus durch Europa? - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die Juso will, dass der Kanton Bern Druck auf die Einführung von Nachtzügen macht.
  • Dafür schliefen die Jusos eine Nacht im Bahnhof Bern.

Montagabend, 21.30 Uhr, Bahnhof Bern. Eine Gruppe junger Menschen zieht mit Schlafsack und Zahnbürstli bewaffnet auf das Perron fünf. Sie wollen die Nacht im Bahnhof verbringen.

Bei der Gruppe handelt es sich um Juso-Politiker und -Mitglieder. Sie fordern die Wiedereinführung von Nachtzugverbindungen ab dem Bahnhof Bern. Heute Dienstag wird die entsprechende Juso-Motion im Bernischen Grossen Rat behandelt.

Juso fordert Nachtzug-Verbindungen auch ab Bern

«Wir fordern die Wiedereinführung, denn Nachtzüge sind eine attraktive Art zu reisen und viel klimafreundlicher als Flüge!», sagt Dimitri Rougy zu Nau. Denn im Kanton Bern gibt es aktuell keine Nachtzugverbindungen mehr.

Damit sei Bern viel schlechter an das internationale Nachtzugnetz angeschlossen als Basel und Zürich, die dank der Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) weiterhin direkt mit anderen europäischen Metropolen per Nachtzug verbunden bleiben.

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Die Aktion der Juso fand am Bahnhof Bern statt. - zVg

Der Regierungsrat des Kantons Bern soll deshalb mit ÖBB, SBB und BLS das Gespräch suchen, fordert die Motion. Diese wurde von den SP-Grossräten Tanja Bauer, Hervé Gullotti und Tamara Funiciello eingereicht. Zudem soll der Regierungsrat prüfen, ob der Kanton Bern neue Nachtzug-Linien finanziell unterstützen könnte.

Die Reaktionen auf die Aktion seien positiv gewesen, sagt Rougy. «Die Leute haben interessiert zugeschaut und es gab ein paar freundliche Gespräche. Die Forderung wird wirklich sehr breit unterstützt.»

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Die Jusos legten sich auf Gleis fünf zu Bett. - zVg

Die SBB hat die Aktion gewähren lassen, da niemand gestört wurde. «Wir sind bis spät in der Nacht geblieben, konnten aber natürlich nicht die ganze Nacht dort verbringen», so Rougy heute Morgen.

Bernischer Regierungsrat gibt grünes Licht

Der Berner Regierungsrat signalisierte in seiner Antwort schon einmal Wohlwollen. «Der Regierungsrat ist bereit, sich bei den ÖBB und den SBB über die grundsätzlichen Entwicklungsabsichten beim Nachtzugsangebot zu informieren und den möglichen Handlungsspielraum des Kantons abzuklären.» So schreibt er in der Antwort auf die Motion.

Die BLS sei in diesem Geschäftsbereich nicht aktiv und verfüge nicht über eine entsprechende Zugsflotte, so der Regierungsrat weiter. Er werde sich bei der BLS aber nach den Möglichkeiten eines Einstiegs in das Nachtzugsgeschäft erkundigen.

Finanzieren will der Regierungsrat das Angebot jedoch nicht. «Die Finanzierung von nationalen und internationalen Bahnverbindungen und somit auch von Nachtzügen ist Sache der Bahnunternehmungen und nicht eine Aufgabe von Bund und Kantonen.»

Das Angebot sei für Bahnunternehmen auch ohne finanzielle Beteiligung des Staates wieder interessant geworden. Heute kann der Grosse Rat die Weichen stellen, dass vielleicht schon bald wieder Nachtzüge von Bern aus verkehren.

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