GPK-Präsident: Haben vor Debakel bei Polizei-Software gewarnt
Mehrkosten und doch keine «digitale Brücke» zur Staatsanwaltschaft: «Nevo/Rialto» wurde zum Debakel mit Ankündigung.

Das Wichtigste in Kürze
- GPK-Präsident Bänz Müller sieht die Befürchtungen der GPK bestätigt.
- Man habe seit Jahren vor den Risiken der neuen Polizei-Software gewarnt.
- Der Kanton muss nun neue Lösungen für die «digitale Brücke» zur Staatsanwaltschaft suchen.
Es gebe «erhebliche Auswirkungen» bei der neuen IT-Plattform für Kantonspolizei und Staatsanwaltschaft: So formulierten es Sicherheitsdirektion, Generalstaatsanwaltschaft und Kantonspolizei Bern letzte Woche in ihrer gemeinsamen Mitteilung.
«Erheblich» bedeutet in diesem Fall: Aus der eigentlich geplanten Anbindung der Staatsanwaltschaft an die Polizeisoftware Nevo/Rialto wird wohl vorerst nichts.
Diese Erkenntnis folgt rund einen Monat nachdem bekannt wurde, dass die geplanten Projektkosten von 13,5 Millionen Franken sich fast verdoppeln. Dass die Einführung bei der Kapo statt 2019 erst 2022 erfolgte, verkommt so zum wenig überraschenden Nebenaspekt.
GPK warnte seit Jahren
Gegenüber dem BärnerBär spart der Präsident der GPK des Grossen Rats, Bänz Müller (SP), deshalb nicht mit Kritik. «Die GPK weist seit Jahren auf die Risiken des Projekts hin», so Müller.
Nun müsse man zur Kenntnis nehmen, dass ein Szenario eingetroffen sei, vor welchem die GPK gewarnt habe.

Hintergrund ist, dass die technische Grundlage des Systems voraussichtlich gar nicht mehr weiterentwickelt wird. Dies haben die Lieferantinnen, Swisscom und Deloitte, in je einem Schreiben mitgeteilt.
Die grösstenteils immer noch nicht fertiggestellte «digitale Brücke» von Polizei zur Staatsanwaltschaft wird so wohl gar nie möglich sein.
Polizei-Software Nevo/Rialto verfehlt Hauptziel
Dabei, streicht Bänz Müller heraus, sei dies schon immer das Hauptziel von Nevo/Rialito gewesen.
Wie die effektiven Auswirkungen auf das Projekt genau aussehen, werde sich erst noch zeigen, so Müller. «Die GPK wird auch zukünftig mit Interesse verfolgen, welche Lösung zu dieser Brücke führen wird.»

Dass IT-Projekte teurer und komplexer werden als gedacht und länger dauern als vorgesehen, ist beileibe keine neue Erkenntnis.
Neu ist auch die Einschätzung der GPK nicht – aber nach wie vor treffend, so Bänz Müller: «Polizei-Informatikprojekt wurde massiv unterschätzt» lautete der Titel einer GPK-Mitteilung. Sie stammt vom November 2023.