Wildhüter: «Viele einheimische Wildtiere tauchen in Häusern auf»
Eine Taube fliegt durch ein enges Kippfenster in die Küche – was soll man da tun? Den Wildhüter alarmieren. Wilde Tiere in Wohnungen sind keine Seltenheit.
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Das Wichtigste in Kürze
- Eine Taube fliegt letzte Woche durch ein Kippfenster in Bern.
- Alleine schafft sie es nicht mehr heraus – der Wildhüter muss vorbeikommen.
- Wildtiere in Häusern seien keine Seltenheit, sagt ein Sprecher des Jagdinspektorats Bern.
Kurioser Fall in Bern: Bei einem Brückenpfeiler fliegt eine Taube durch das Fenster – und zwar durch das Kippfenster einer Wohnung. Der Spalt ist gerade einmal so gross, dass die Taube sich hindurchzwängen kann.
Alleine kommt sie nicht wieder heraus – sie knallt andauernd gegen die Scheibe.
Lisa Rinner* (21) hat den Vogel letzten Mittwoch gefunden: «Wir wollten gerade mit den Theaterproben beginnen, als wir die Taube bemerkten. Sie sass auf einem Regal in der Küche», sagt sie bei Nau.ch.
Was tun im Wildtier-Notfall?
Die Bernerin erzählt: «Wir haben versucht, die Taube selber einzufangen, aber sie hat einfach zu fest geflattert. Das nächste grössere Fenster lag nämlich auf der anderen Seite des Gebäudes.»
Die Gruppe sieht nur eine Lösung: Die Wildhüterin oder der Wildhüter muss eingreifen. Doch: «Es war schwierig, die Telefonnummer der zuständigen Person ausfindig zu machen. Am Schluss haben wir die Polizei angerufen, die hat uns dann weitergeleitet.»
In Bern fällt die Wildhut unter das Jagdinspektorat des Kantons Bern. Es werde in allen Regionen ein 24/7-Pikettdienst sichergestellt, sagt ein Sprecher auf Anfrage von Nau.ch.
«Wildhüter stehen täglich zwischen 7 und 19 Uhr als Ansprechpersonen für Fragen und Anliegen rund um Wildtiere zur Verfügung. In der Nacht ist die Polizei für entsprechende Meldungen zuständig.» Je nach Situation käme es dann zu Einsätzen vor Ort.
Die Vielfalt der Fälle sei bunt durchmischt, so der Sprecher. «Wir haben von Rehen in Tiefgaragen, Füchsen, Mardern oder Siebenschläfern in Wohnungen über Ringelnattern in Lichtschächten schon alles gesehen.»
Fledermäuse hätten sich auch schon in Fenstervorhängen versteckt – und Vögel in Kaminrohren.
«Früher oder später tauchen viele einheimische Wildtiere in Häusern auf»
Kurz gesagt: «Früher oder später tauchen in Häusern viele der einheimischen Wildtiere auf, die man auch in der freien Natur antreffen kann.»
Nau.ch berichtete im Frühling beispielsweise von einem Fuchs, der es sich in einem Berner Garten gemütlich gemacht hat. Seelenruhig schlief das Tier auf einem Blumenbeet.
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Der «Tagesanzeiger» berichtete zudem von einem Wildschwein, das sich in eine Wohnung verirrt hatte. Das Tier sei durch die Terrassentür hereingekommen. «Es sah aus wie ein superdicker Hund», berichtete der Familienvater später.
Er konnte das Tier durch Fuchteln selber wieder heraustreiben. Die Polizei und den Wildhüter hat er erst später informiert.
Anders im Fall von Lisa Rinner: Der Wildhüter musste vorbeikommen. «Wir hätten es niemals geschafft, die Taube bis zum grossen Fenster zu lotsen», sagt die 21-Jährige.
Und weiter: «Der Wildhüter ist sogar nach Feierabend noch vorbeigekommen. Er hat das ganz souverän gemacht. Während er die Taube in einem Netz eingefangen hat, hat er auch uns noch beruhigt.» Das Tier ist mittlerweile wieder in freier Wildbahn.
*Name von der Redaktion geändert