Drei Wochen nach seiner Festnahme ist Wikileaks-Gründer Julian Assange in Grossbritannien zu fast einem Jahr Gefängnis verurteilt worden.
Julian Assange bei der Ankunft am Gerichtsgebäude
Julian Assange bei der Ankunft am Gerichtsgebäude - AFP
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Das Wichtigste in Kürze

  • Unterstützer des Australiers beschimpfen das Gericht in London.

Ein Gericht in London verurteilte den 47-jährigen Australier am Mittwoch wegen Verstosses gegen seine Kautionsauflagen zu 50 Wochen Haft. Assange war am 11. April nach sieben Jahren in der Botschaft Ecuadors von der britischen Polizei festgenommen worden. Die US-Regierung hat einen Auslieferungsantrag gestellt, gegen den der Wikileaks-Gründer ankämpfen will.

Als der 47-Jährige am Mittwochmittag am Gericht in Southwark eintraf, reckte er seine Faust in die Höhe als Zeichen an seine dort versammelten Anhänger. Diese wiederholten die Geste und riefen in Richtung Gericht «Schande über Euch!». Das Gericht befand den Wikileaks-Gründer für schuldig, 2012 mit seiner Flucht in die Botschaft Ecuadors gegen die Auflagen seiner Kaution verstossen und sich der britischen Justiz entzogen zu haben.

Zu diesem Zeitpunkt sollte er nach Schweden ausgeliefert und dort wegen des Vorwurfs der Vergewaltigung und sexuellen Gewalt vor Gericht gebracht werden. Assange bezeichnet diese Vorwürfe als Vorwand, um zu erreichen, dass Schweden ihn letztlich an die USA ausliefern würde.

Dort ist der Australier wegen der von Wikileaks veröffentlichten US-Dokumente wegen «Verschwörung» angeklagt und könnte bei einem Schuldspruch für fünf Jahre ins Gefängnis geschickt werden. Die 2010 veröffentlichten Dokumente enthielten hochbrisante Informationen über die US-Einsätze im Irak und in Afghanistan, über die Tötung von Zivilisten und Misshandlung von Gefangenen.

Der 47-Jährige kündigte an, er werde sich gegen eine Auslieferung mit allen Mitteln wehren. Die Entscheidung über den Auslieferungsantrag könnte sich jahrelang hinziehen. Eine erste Anhörung zum US-Antrag ist für Donnerstag angesetzt.

Assanges Anwalt Mark Summers sagte, nach den Wikileaks-Enthüllungen habe es eine Fülle von Drohungen aus den USA gegeben. Vor Gericht wurde eine Stellungnahme seines Mandanten verlesen: «Ich habe das getan, was ich damals für das Beste und vielleicht das Einzige hielt, das getan werden konnte.»

Das Verfahren in Schweden wurde inzwischen eingestellt; allerdings will die Anwältin der Klägerin versuchen, es wieder aufzurollen. Sollte Schweden eine Auslieferung des Australiers beantragen, müsste die britische Justiz entscheiden, welchem Auslieferungsantrag sie Vorrang einräumt.

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