Wadephul: Deutschland und Indien vertiefen Kooperation
Angesichts der aggressiven Zoll- und Handelspolitik von US-Präsident Donald Trump bauen Deutschland und Indien ihre Zusammenarbeit aus.

Deutschland und Indien vertiefen angesichts der aggressiven Zoll- und Handelspolitik von US-Präsident Donald Trump ihre Kooperation. «Wir wollen die Herausforderungen, mit dem unsere beiden Länder konfrontiert sind, gemeinsam angehen und die Zusammenarbeit stärken», sagte Aussenminister Johann Wadephul (CDU) bei einem Treffen mit seinem Amtskollegen Subrahmanyam Jaishankar in der indischen Hauptstadt Neu-Delhi.
Indien habe als aufstrebende Wirtschaftsmacht, bevölkerungsreichstes Land und grösste Demokratie der Erde geostrategisch eine besondere Bedeutung, sagte Wadephul. Chinas zunehmend aggressives Auftreten im Indopazifik sorge beide Länder. «Insgesamt wollen wir auch im Bereich der Verteidigung, Sicherheit und Rüstung unsere Kooperation weiter ausbauen», fügte der Bundesaussenminister hinzu und sagte: «Gerade wirtschaftlich haben unsere beiden Länder viel zu gewinnen, wenn wir unsere Zusammenarbeit ausbauen.»
Wadephul und Jaishankar äusserten die Hoffnung, den bilateralen Handel verdoppeln zu können. Dazu solle dazu das geplante Freihandelsabkommen der EU mit Indien beitragen. «Ich teile den Wunsch des (deutschen) Ministers – ich würde sogar sagen den Optimismus -, dass wir die Verhandlungen über ein Freihandelsabkommen in den kommenden Tagen zu einem entscheidenden Abschluss bringen können», betonte Jaishankar. Ein solches Abkommen würde zudem dabei helfen, die weltweite Wirtschaft zu stabilisieren.
Beide Seiten streben einen Abschluss noch dieses Jahr an. Durch einen solchen Pakt verringern sich unter anderem Zölle und Lieferketten werden vereinfacht.
Wadephul: Regelordnung notfalls gegen China verteidigen
Vor dem Hintergrund der Teilnahme des indischen Ministerpräsidenten Narendra Modi am Gipfeltreffen des Sicherheitsbündnisses Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit (SOZ) vor wenigen Tagen im chinesischen Tianjin sagte Wadephul, Deutschland begrüsse es immer, wenn zwei Länder zueinander einen Weg der noch grösseren Verständigung fänden. «Ich weiss mich trotzdem einig mit Indien und vielen anderen Ländern, dass die internationale, regelbasierte Ordnung verteidigt werden muss und dass sie zuweilen auch gegen China verteidigt werden muss.»
Wadephul sagte, er habe bei Jaishankar erneut dafür geworben, dass Indien seine Beziehungen zu Russland dafür einsetze, dass in Europa wieder Frieden einkehren könne. Dass der indische Ministerpräsident Narendra Modi bei seinem kürzlichen Treffen mit Kremlchef Wladimir Putin auch die Notwendigkeit eines schnellen Friedens in der Ukraine erwähnt habe, sei wichtig.
«Ich weiss, dass unsere Positionen hier nicht in allen Fragen mit Indien immer hundertprozentig übereinstimmen», sagte der Bundesaussenminister. «Das ist aber trotzdem überhaupt nicht schlimm, weil wir ja in fast allen anderen Bereichen eine vollständige Übereinstimmung haben», ergänzte er. Indiens Regierung pflegt gute Beziehungen zu Russland wie zum Westen. Zum russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine verhält sich Neu-Delhi neutral.
Wadephul: Ölpreisdeckel soll Russlands Kriegskasse schwächen
Vor dem Hintergrund, dass Indien weiterhin einer der grössten Abnehmer von russischem Öl ist, sagte Wadephul, mit dem sogenannten Ölpreisdeckel wolle der Westen Russland die finanzielle Grundlage für den Krieg entziehen. Gleichzeitig sei es schon immer ein Anliegen Deutschlands gewesen, zu verhindern, dass Versorgungsengpässe und Preissteigerungen gerade Entwicklungs- und Schwellenländern hart träfen. «Aber es ist nicht im Sinne des Erfinders, dass das russische Öl dann auf Umwegen zu uns kommt», fügte er hinzu, ohne Indien zu nennen.
Zum Abschluss seines zweitägigen Indien-Besuches kam Wadephul auch mit Modi zusammen. In der deutschen Delegation wurde das als besondere Würdigung Deutschlands verstanden, da solche Treffen auf unterschiedlichen politischen Ebenen unüblich sind.