Viele Gesundheitsämter können Corona-Kontakte wegen IT-Mängeln nicht nachverfolgen

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Deutschland,

Viele Gesundheitsämter haben wegen technischer Mängel nach wie vor erhebliche Probleme, die Kontakte von Corona-Infizierten effektiv nachzuverfolgen.

Corona-Patient in Klinikum Aachen
Corona-Patient in Klinikum Aachen - AFP/Archiv

Das Wichtigste in Kürze

  • Grünen-Abgeordneter wirft Bundesregierung Versäumnisse vor.

Selbst wenn das genaue Infektionsumfeld bekannt sei, könne dieses bei einem Viertel der Gesundheitsämter wegen Mängeln etwa bei der IT-Ausstattung gar nicht erfasst werden, heisst es in einer Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage des Grünen-Abgeordneten Kai Gehring, die AFP am Dienstag in Berlin vorlag.

Die anhaltende mangelnde Datenerfassung trägt demnach auch dazu bei, dass nach wie vor zu wenig über die Verbreitungswege des Virus bekannt ist. Zwar habe es in den vergangenen Monaten technische Nachbesserungen der Gesundheitsämter bei der IT-Infrastruktur gegeben - aber diese hinke nach wie vor hinterher, kritisierte Gehring.

«Die Bundesregierung muss einräumen, dass sie in den letzten Monaten eine Reihe zentraler Aufgaben bei der Pandemiebewältigung vernachlässigt hat», sagte Gehring zu AFP. «Auch nach fast einem Jahr Pandemie kann jedes vierte Gesundheitsamt aus technischen Gründen nicht registrieren, unter welchen Umstände eine Infektion stattfand», sagte der Abgeordnete. «Eine gute IT-Infrastruktur würde nicht nur die Mitarbeitenden in dieser schwierigen Lage entlasten, sondern hätte auch den Erfolg der Eindämmungsstrategien der Bundesländer gezeigt.»

Gehring kritisierte zudem, dass es nach wie vor kein zentrales Wissensmanagement der Bundesregierung über das Virus gebe. «Es gibt keine Regierungsstelle, die bestehendes Wissen zu Covid-19 sammelt und auswertet - weder beim Kanzleramt noch beim Forschungsministerium», sagte er. Er bekräftigte die Forderung seiner Partei nach Einrichtung eines Pandemierats.

Eigentlich verfolgen die Gesundheitsämter das Ziel, alle Kontaktpersonen von Covid-19-Infizierten zu dokumentieren und zu kontaktieren. Neben technischen Problemen führt derzeit auch die hohe Zahl der Fälle dazu, dass dies kaum möglich ist.

Nach Angaben der Bundesregierung ist eine effektive Kontaktnachverfolgung bei einem Inzidenzwert von unter 50 möglich - also weniger als 50 Neuinfizierte pro 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen. Derzeit liegt der Wert bundesweit bei fast 200 - regional liegen die einzelnen Werte noch deutlich darüber.

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