Hans-Georg Maassen muss seinen Posten als Verfassungsschutzpräsident räumen. Er sorgte mit umstrittene Äusserungen zu den Vorfällen in Chemnitz für Aufsehen.
Horst Seehofer (r), Bundesminister für Inneres, Heimat und Bau, sitzt neben Hans-Georg Maassen, damals Präsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz.
Horst Seehofer (r), Bundesminister für Inneres, Heimat und Bau, sitzt neben Hans-Georg Maassen, damals Präsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz. - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Hans-Georg Maassen wird neuer Staatssekretär im deutschen Innenministerium.
  • Die SPD ist mit der Versetzung gänzlich unzufrieden.
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Der Fall des bisherigen Verfassungsschutzpräsidenten Hans-Georg Maassen sorgt in der SPD weiter für Unmut. «Ein SPD-Bundesinnenminister hätte Herrn Maassen nicht in sein Ministerium geholt», sagte SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil am Dienstagabend im ZDF-«heute-journal» mit Blick auf die Versetzung Maassens auf den Posten eines Innenstaatssekretärs. Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) nannte die Versetzung «nicht gut». Juso-Chef Kevin Kühnert sagte, der Preis «für den Fortbestand der Koalition» sei zu hoch gewesen.

Die Spitzen der schwarz-roten Koalition hatten am Dienstag beschlossen, dass Maassen seinen Posten an der Spitze des Bundesamts für Verfassungsschutz (BfV) räumen muss. Der 55-Jährige wechselt als Staatssekretär ins Innenministerium von Ressortchef Horst Seehofer (CSU). Der «Bild»-Zeitung zufolge wird Maassen Staatssekretär für Innere Sicherheit und Cybersicherheit. Sein monatliches Grundgehalt steige damit von rund 12'400 Franken auf über 15'700 Franken.

Auslöser des Streits waren umstrittene Äusserungen Maassens zu den Vorfällen in Chemnitz. Er hatte sich skeptisch zur Echtheit eines Videos geäussert, auf dem die Verfolgung von Ausländern in der sächsischen Stadt zu sehen war. Zudem widersprach er der Einschätzung, es habe dort Hetzjagden gegeben – damit widersprach er zugleich Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU).

Weil sagte der «Rheinischen Post» von heute Mittwoch, die Beförderung Maassens zum Staatssekretär werfe «ein schlechtes Licht» auf die Haltung Seehofers und die Durchsetzungskraft Merkels. «Die Autorität der Kanzlerin hat durch die Konflikte mit der CSU-Spitze erheblichen Schaden genommen», sagte Weil. Bestimmte Dinge dürfe sich eine Kanzlerin nicht bieten lassen.

«Über Schmerzgrenzen unterhalten»

Kühnert sagte den ARD-«Tagesthemen», seine Partei habe es hinbekommen, dass Maassen nicht mehr Chef des Verfassungsschutzes sei, mehr sei «offensichtlich nicht drin» gewesen. Es sei für die SPD jetzt «dringend geboten, sich über Schmerzgrenzen zu unterhalten».

Der Sprecher des konservativen Seeheimer Kreises in der SPD, Johannes Kahrs, machte Merkel direkt für den Wechsel Maassens ins Innenministerium verantwortlich. «Das Umsetzen von Herrn Maassen hat die Bundeskanzlerin zu verantworten», sagte er dem «Handelsblatt». «Die SPD hätte sich andere Lösungen vorstellen können.»

Der Geheimdienstexperte der Unions-Bundestagsfraktion, Patrick Sensburg (CDU) warf der SPD derweil vor, die Koalition in eine Lage manövriert zu haben, «in der die Sozialdemokraten nur verlieren konnten». Die Unzufriedenheit in den Reihen der SPD sei daher enorm, sagte er dem «Handelsblatt».

An Koalition appeliert

EU-Kommissar Günther Oettinger forderte Union und SPD auf, die Beförderung Maassens mitzutragen und ihren Streit zu beenden. «Dem Ziel einer handlungsfähigen Regierungskoalition sollten Union und SPD jetzt alles unterordnen», sagte Oettinger den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Es gebe in Deutschland und Europa viel zu tun, was in den vergangenen Wochen in den Hintergrund geraten sei.

Trotz seiner Kritik an der Versetzung sprach sich auch Klingbeil für eine Rückkehr zur Sachpolitik aus. Bei den Themen Miete, Rente und Pflege stünden wichtige Entscheidungen an, sagte er im ZDF-«heute-journal». «Wegen eines solchen Streites verlässt man nicht die Regierung», sagte er in den ARD-«Tagesthemen».

CDU-Generalsekretärin Annegret Kramp-Karrenbauer sagte im «heute-journal», die Regierung könne nun ihre Arbeit fortsetzen. Dies sei eine «Botschaft, die uns freut». Es gebe nun «sehr viele Dinge» zu tun, die die Menschen mehr interessierten als eine Personalie.

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