Die Conservative Party ist bei der Kommunalwahl in Grossbritannien für das Brexit-Chaos abgestraft worden. Theresa May verliert mit ihrer Partei viele Sitze.
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Die Partei von Theresa May verliert bei den Kommunalwahlen mehr als 1260 Sitze. - dpa
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Das Wichtigste in Kürze

  • Grüne, Liberale und Unabhängige profitieren von Brexit-Chaos.
  • Denn über 1260 Sitze verlor die Conervative Party an der Komunalwahl.

Die konservativen Tories sind bei der Kommunalwahl in Grossbritannien für das Brexit-Chaos abgestraft worden. Theresa May verliert mit ihrer Partei Sitze.

Auch Labour verzeichnete leichte Verluste. Klare Gewinner waren die proeuropäischen Liberalen und Grünen sowie unabhängige Kandidaten. May stand nach der Kommunalwahl daher erneut in der Kritik.

Nach Auszählung aller Stimmen verloren die Tories neben 1269 Mandaten zugleich die Kontrolle über 45 Bezirksverwaltungen. Auch Labour muss sich mit Verlusten abfinden, allerdings fallen sie deutlich moderater aus: Die Partei von Jeremy Corbyn verzeichnete ein Minus von 63 Sitzen und musste sechs Bezirksverwaltungen aus der Hand geben.

Würden die Ergebnisse auf ganz Grossbritannien umgerechnet, so kämen die beiden grossen Parteien auf jeweils etwa 28 Prozent der Stimmen.

Der Meinungsforscher John Curtice brachte das Signal, mit einem Shakespeare-Zitat auf den Punkt: «Die Pest auf eure beiden Häuser!», zitierte er den sterbenden Mercutio aus Romeo und Julia.

Warum die Conservative Party so viele Sitze verlor

Als Hauptgrund für die Verluste gilt das nicht enden wollende Ringen um den Austritt Grossbritanniens aus der EU. May scheiterte wiederholt mit dem Versuch, für das Austrittsabkommen eine Mehrheit im Parlament zu bekommen. May wertete die Ergebnisse der Kommunalwahlen als Votum für einen zügigen EU-Austritt des Vereinigten Königreichs.

Das Wahlergebnis erhöht den Druck auf May und Corbyn, sich zu einigen. Das Austrittsabkommen durchs Parlament zu bringen und so eine Teilnahme Grossbritanniens an der Europawahl doch noch zu verhindern.

Sonst könnten sie am 23. May von der Brexit-Partei von Nigel Farage übertrumpft werden. Die laut einer You-Gov-Umfrage von Mitte April mit 23 Prozent die meisten Stimmen in Grossbritannien erhalten könnte.

Drei Wochen vor den Europawahlen, sah May in der Abstimmung ein Alarmzeichen. «Dies ist eine schwierige Zeit für unsere Partei und dieses Wahlergebnis ist ein Symptom dafür», sagte May. Sowohl für die Konservativen als auch für Labour enthielten die Resultate eine Botschaft: «Kommt voran und liefert den Brexit

Brexit-Gegner mit deutlichen Zugewinne bei der Kommunalwahl

Auch Corbyn zeigte sich ernüchtert über die Verluste seiner Partei. «Natürlich wollten wir besser abschneiden», sagte Corbyn dem Sender BBC. Teile der Wählerschaft hätten sich in der Brexit-Politik in keiner der beiden grossen Parteien wiedergefunden. Die grösste Oppositionspartei fährt einen Schlingerkurs, der es Brexit-Gegnern und -Befürwortern recht machen soll.

Deutliche Zugewinne verbuchten dagegen die Brexit-Gegner von Liberaldemokraten, Grünen sowie unabhängige Kandidaten bei der Kommunalwahl. Die europafreundlichen Liberalen eroberten 676 neue Mandate Sitze in Kommunalparlamenten sowie elf Bezirke. Ihr Chef sagte, die Wähler hätten «kein Vertrauen mehr in die Konservativen, aber sie wollten auch Labour nicht belohnen».

Bernard Jenkin warf May vor, die Kontrolle über den Norden des Landes und über das Geschehen im allgemeinen verloren. Sein Parteifreund Greg Hands sagte im Deutschlandfunk, er erwarte einen Rücktritt Mays Ende Mai. «Ich denke, die erste Konsequenz ist wahrscheinlich, dass die Tage von Theresa May gezählt sind», sagte Hands.

Insgesamt waren bei der Kommunalwahl mehr als 8000 Sitze zu verteilen. Vor allem in ländlichen Gebieten und Vorstadtregionen in England. Auch in elf Bezirken Nordirlands wurde gewählt.

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