Tunesischer Präsidentschaftskandidat und Unternehmer Nabil Karoui festgenommen
Einen Monat vor der Präsidentschaftswahl in Tunesien ist der aussichtsreiche Präsidentschaftskandidat und Unternehmer Nabil Karoui festgenommen worden.

Das Wichtigste in Kürze
- Ermittlungen wegen des Verdachts der Geldwäsche.
Karoui sei auf Grundlage eines gerichtlichen Haftbefehls in ein Gefängnis nahe Tunis gebracht worden, erklärte das tunesische Innenministerium am Freitagabend. Gegen den Medienunternehmer und dessen Bruder wird wegen des Verdachts der Geldwäsche ermittelt.
Ein Sprecher von Karouis Qalb Tounes-Partei erklärte, die Festnahme habe eher einer «Entführung» geähnelt. Mehr als ein Dutzend Polizeiautos hätten Karouis Wagen den Weg versperrt, Beamte in Zivil hätten ihn dann abgeführt.
Die Medienaufsicht und die Wahlbehörde erteilte derweil drei Fernsehsendern die weitere Berichterstattung über den Präsidentschaftswahlkampf, darunter Karouis Fernsehsender Nessma TV. Zur Begründung hiess es, die Sender sendeten illegal und ohne Lizenz.
Umfragen sehen Karoui als einen der Favoriten für die vorgezogene Präsidentschaftswahl Mitte September. Der Unternehmer hatte sich in den vergangenen Jahren einen Ruf als Wohltäter aufgebaut, indem er vor den Kameras von Nessma TV Elektrogeräte und andere Güter an Arme verteilte. Der Sender strahlte bislang täglich eine Sendung aus, die Karoui im Einsatz für die Ärmsten der Armen zeigt.
Das Parlament hatte im Juni eine Änderung des Wahlgesetzes beschlossen, die Kandidaten von der Wahl ausschliessen sollte, die im Jahr vor der Wahl «Gefälligkeiten in Form von Geld oder jeglicher Art» an die Bürger verteilen. Die Änderung trat jedoch nicht in Kraft, da Präsident Béji Caïd Essebsi sie vor seinem Tod am 25. Juli nicht unterzeichnete.
Die ursprünglich für November angesetzte Präsidentschaftswahl war nach dem Tod von Präsident Essebsi Ende Juli auf den 15. September vorgezogen worden. Fast hundert Kandidaten wollen antreten, die Wahlkommission des nordafrikanischen Landes hat bisher allerdings nur 26 Namen bestätigt. Am 31. August will sie bekannt geben, welche Kandidaten für die Präsidentschaftswahl zugelassen werden.