Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat mehr Aufmerksamkeit für die besonderen gesundheitlichen Probleme sozial schwacher Menschen gefordert.
Steinmeier und Trabert (bei Bundespräsidentenwahl 2022)
Steinmeier und Trabert (bei Bundespräsidentenwahl 2022) - POOL/AFP/Archiv
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Das Wichtigste in Kürze

  • Bundespräsident weist in Rede auf Zusammenhang zwischen Armut und Krankheit hin.

«Wer in Armut aufwächst, hat als Erwachsener eine schlechtere Gesundheit», sagte Steinmeier am Dienstag bei der Eröffnung des Fachkongresses «Armut und Gesundheit» in Berlin. Die gesundheitliche Benachteiligung fange oft schon im Kindesalter an, was sich ein reiches Land wie Deutschland nicht erlauben dürfe, sagte der Bundespräsident.

Steinmeier kritisierte: «Ganz offensichtlich sind die vorhandenen Strukturen von der Familienberatung über die Jugendhilfe bis zu den Gesundheitsämtern bisher nicht in der Lage, daran Entscheidendes zu verändern.» Es bedürfe hier einer «besseren Verzahnung aller Stellen, die in Kontakt mit den Familien sind». Es müssten «möglichst alle Kinder von Beginn an und regelmässig zu den Früherkennungsuntersuchungen in der Kindermedizin vorgestellt werden».

Mit solchen Fragen befassen sich Fachleute regelmässig bei dem seit 1995 stattfindenden Kongress «Armut und Gesundheit». Zu den Wegbegleitern und Unterstützern des Kongresses zählt der Sozialmediziner Gerhard Trabert, der als Kandidat der Linkspartei für die Bundespräsidentenwahl im Februar 2022 gegen Steinmeier unterlegen war. Steinmeier hatte Trabert damals Respekt für dessen Engagement gezollt und zugesagt, sich für die Anliegen der Armutsmedizin stark zu machen.

Steinmeier beklagte in seiner Rede, dass die gesundheitlichen Probleme armer Menschen «der grösseren Öffentlichkeit in Deutschland» kaum bekannt seien. «In sozial schwächeren Gegenden haben vierzig Prozent der Kinder im Kita-Alter schiefe Zähne und Karies», sagte er. Menschen mit niedrigem Einkommen hätten generell eine deutlich geringere Lebenserwartung – vier Jahre weniger bei Frauen, acht Jahre weniger bei Männern.

«Sozialpolitik ist Demokratiepolitik», mahnte Steinmeier. «Nur ein Gesellschaftsmodell, das Zusammenhalt unter immer wieder veränderten Bedingungen herzustellen versucht, das die Stimme der Ärmsten und Verwundbarsten unserer Gesellschaft nicht überhört, wird dauerhaft auf Akzeptanz stossen.»

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