Die russischen Behörden gehen weiter gegen Politiker aus dem Umfeld Nawalnys vor. In fünf Monaten steht die Parlamentswahl an.
Oppositionelle Sobol in Moskau vor Gericht
05.04.2021, Russland, Moskau: Ljubow Sobol, Mitglied der russischen Opposition, wird von Sicherheitskräften zu einem Moskauer Gericht begleitet. Sobol ist angeklagt, da sie mutmasslich eine Wohnung ohne Erlaubnis betretet hat. Sie hatte im Dezember an der Wohnungstür eines Verwandten des mutmasslichen FSB-Agenten Kudrjawzew geklingelt, den Oppositionsführer Nawalny der Vergiftung beschuldigt. - dpa
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Das Wichtigste in Kürze

  • Nawalnys Mitarbeiterin Ljubow Sobol wurde zu gemeinnütziger Arbeit verurteilt.
  • Zudem wurden einige Büros von Politikern aus dem Umfeld Nawalnys untersucht.

Fünf Monate vor der Parlamentswahl in Russland gehen die Behörden weiter gegen Bewerber aus dem Umfeld des inhaftierten Kremlgegners Alexej Nawalny vor. Am Donnerstag verurteilte ein Gericht in Moskau Nawalnys Mitarbeiterin Ljubow Sobol zu gemeinnütziger Arbeit, wie das Gericht mitteilte.

Sobol hätte zuvor unerlaubt das Haus eines mutmasslichen Mitarbeiters des russischen Inlandgeheimdienstes FSB aufgesucht. Diesem lastet der Oppositionelle den Mordanschlag auf ihn mit dem Nervengift Nowitschok an. Die Anwältin bezeichnete die auf Bewährung verhängte Strafe als «Schande», wie sie bei Twitter schrieb.

Amnesty zu Nawalny
ARCHIV - 12.02.2021, Russland, Moskau: HANDOUT - Dieses vom Bezirksgericht Babuskinsky zur Verfügung gestellte Foto zeigt den russischen Oppositionspolitiker Alexej Nawalny hinter einer Glasscheibe während einer Anhörung vor dem Bezirksgericht Babuskinsky. - dpa

Im Gerichtssaal trug die 33-Jährige ein T-Shirt mit der Frage, weshalb noch kein Verfahren wegen der Vergiftung Nawalnys eingeleitet worden sei. Sie veröffentlichte bei Twitter ein Selfie davon. Um sie herum standen Polizisten in schwerer Uniform wie bei grossen Terrorprozessen, wie Kommentatoren in sozialen Netzwerken bemerkten. Sobol will für die Wahl zur Staatsduma kandidieren.

Büros durchsucht

Ebenfalls bei dieser Abstimmung am 19. September antreten will der Nawalny-Mitarbeiter Sachar Sarapulow in Irkutsk am Baikalsee. Am Donnerstag durchsuchten Polizisten das Büro des Oppositionellen – wegen angeblich extremistischer Literatur, wie Nawalnys Team schrieb. So bekämpfe der Machtapparat von Kremlchef Wladimir Putin vor der Wahl Andersdenkende, kommentierte der Stab.

Das Portal der Menschenrechtsaktivisten von Owd-Info berichtete zudem über einen Polizeieinsatz im Nawalny-Büro in Pskow im Nordwesten Russlands. Ausserdem sei in der Stadt Ufa am Ural ein Unterstützer des Kremlgegners festgenommen worden, als er Flugblätter aus einer Druckerei abholen wollte. Der Oppositionelle sitzt derzeit in einem Straflager eine mehrjährige Haftstrafe ab.

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