Der rechtsextreme Publizist Eric Zemmour will offenbar am Dienstag offiziell seine Kandidatur für die Präsidentschaftswahl in Frankreich bekannt geben.
Eric Zemmour in Marseille
Eric Zemmour in Marseille - AFP/Archiv
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Das Wichtigste in Kürze

  • Botschaft «an die Franzosen» für Dienstagmittag angekündigt.

Gegen Mittag werde er eine «Botschaft an die Franzosen» in den Online-Netzwerken veröffentlichen, erfuhr die Nachrichtenagentur AFP am Montagabend aus dem Umfeld Zemmours. Der 63-Jährige gilt schon seit Längerem als möglicher Herausforderer für Amtsinhaber Emmanuel Macron.

Nach der Videobotschaft, die über Zemmours Konten auf verschiedenen Online-Plattformen verbreitet werden soll, ist der umstrittene Publizist am Dienstagabend um 20.00 Uhr zu Gast im Nachrichtenjournal des Fernsehsenders TF1.

Der aus einer algerisch-jüdischen Familie stammende ehemalige Journalist mischt seit Wochen den Vorwahlkampf in Frankreich auf. Obwohl er seine Kandidatur bislang nicht öffentlich erklärte, hatte er in den Umfragen zeitweise die rechtspopulistische Politikerin Marine Le Pen überholt. Zuletzt geriet seine Kampagne aber ins Stocken.

Laut einer am Sonntag veröffentlichten Umfrage käme er im ersten Wahlgang auf 14 bis 15 Prozent der Stimmen, während Le Pen auf rund 19 Prozent kommt. Amtsinhaber Emmanuel Macron kann demnach auf 25 Prozent hoffen. Die erste Wahlrunde ist für den 10. April angesetzt. Die Stichwahl zwischen den beiden bestplatzierten Kandidaten ist am 24. April vorgesehen.

Für Sonntag hat Zemmour eine erste grosse Wahlkampfveranstaltung in Paris angekündigt. Bislang organisierte er das Warmlaufen für den Wahlkampf in Form von Lesungen. Er arbeitet laut der Zeitung «Libération» ausserdem mit einem Experten für Kapitalbeschaffung zusammen, der für seine Nähe zu Neonazi-Gruppen bekannt ist.

Zemmour vertritt den in rechtsextremen Kreisen beliebten Mythos des «grossen Austausches», nach dem die europäische Bevölkerung angeblich durch muslimische Migranten und deren Nachfahren ersetzt wird. Wegen seiner verbalen Ausfälle muss sich Zemmour regelmässig vor Gericht verantworten.

Derzeit läuft gegen ihn ein Prozess in Paris, weil er minderjährige Flüchtlinge als Diebe, Mörder und Vergewaltiger verunglimpft hatte. Zemmour hat bereits etwa 15 Verfahren hinter sich. In zwei Fällen wurde er wegen Volksverhetzung rechtskräftig verurteilt.

Beim Besuch einer Sicherheits-Fachmesse hatte er im Oktober ein Scharfschützengewehr auf die ihn begleitenden Journalisten gerichtet. «Nur zum Spass», wie er grinsend in die Kameras sagte. Am Wochenende sorgte ein Vorfall in Marseille für Schlagzeilen. Eine Passantin zeigte Zemmour den Mittelfinger, woraufhin er die beleidigende Geste erwiderte.

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