Nach mehr als einjähriger Unterbrechung ist in Griechenland am Dienstag der Gerichtsprozess gegen die in Deutschland lebende syrische Flüchtlingshelferin Sarah Mardini und 23 weitere Aktivisten wiederaufgenommen worden.
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Sarah Mardini - AFP/Archiv
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Das Wichtigste in Kürze

  • Verfahren gegen Schwimmerin war mehr als ein Jahr unterbrochen.

Die griechische Justiz wirft den Flüchtlingshelfern Spionage, Menschenhandel, Geldwäsche und gesetzwidrige Nutzung von Funk-Frequenzen vor. Die Angeklagten hatten Migranten bei der Überfahrt über das Mittelmeer auf die griechische Insel Lesbos geholfen. Kritiker sehen das Verfahren als politisch motiviert an.

Der Prozess hatte bereits 2021 begonnen, war jedoch schon kurz darauf wegen Verfahrensfragen vertagt worden. Ein Vertreter der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) warf den Behörden vor, das Verfahren zu verschleppen, um Hilfsorganisationen von Rettungseinsätzen in Griechenland abzuschrecken.

Mardini und der mitangeklagte deutsch-irische Rettungsschwimmer Sean Binder hatten 2018 mehr als drei Monate in Untersuchungshaft in Griechenland verbracht. Im Falle einer Verurteilung drohen ihnen Haftstrafen.

Mardini und ihre Schwester, die Olympia-Schwimmerin Yusra Mardini, waren im Jahr 2015 aus Syrien geflohen. In einem Schlauchboot voller Flüchtlinge versuchten die beiden Leistungsschwimmerinnen, von der türkischen Küste zur griechischen Insel Lesbos zu gelangen. Als das Boot in Seenot geriet, schwammen Sarah und Yusra stundenlang und zogen das Boot mit den 18 Insassen an einem Tau hinter sich her. Später liessen sich beide in Berlin nieder.

Sarah Mardini engagierte sich für die Hilfsorganisation Emergency Response Centre International (ERCI). Die griechischen Behörden vergleichen ERCI mit einem Schleuserring. Sie werfen Mardini und den anderen Aktivisten vor, Migranten bei der Einreise nach Griechenland geholfen und dabei auch mit organisierten Schleppern zusammengearbeitet zu haben. Die Beschuldigten weisen dies zurück.

Yusra Mardini nahm als Mitglied einer Flüchtlingsmannschaft an den Olympischen Spielen in Rio 2016 und Tokio 2020 teil. Die Geschichte der Schwestern wurde für den Streaming-Dienst Netflix unter dem Titel «Die Schwimmerinnen» verfilmt, der Film wurde im November veröffentlicht.

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