Neuwahlen in Kosovo interessieren auch in der Schweiz
Die Neuwahlen im Kosovo beschäftigen auch die grosse Diaspora in der Schweiz.

Das Wichtigste in Kürze
- In der Schweiz haben sich rund 14'500 Personen für die Kosovo-Wahlen registriert.
- Die Diaspora gilt als progressiv und unterstützt Vetëvendosje besonders stark.
- Ein SP-Zürcher rechnet mit einem Wahlgewinn der Partei bei den Neuwahlen.
Für die am (heutigen) Sonntag stattfindenden Neuwahlen in Kosovo interessieren sich auch viele Menschen in der Schweiz. Der Stadtzürcher Parlamentarier Reis Luzhnica zeigt sich optimistisch. Luzhnica sitzt für die SP im Stadtzürcher Parlament und ist Mitglied der Partei Vetëvendosje (Selbstbestimmung) des kommissarisch amtierenden Ministerpräsidenten Albin Kurti.
Vor den Parlamentswahlen zeigt er sich optimistisch. «In der Schweiz haben sich rund 14'500 Personen für die Wahlen registriert. Auch wenn das Potenzial höher wäre, ist es ein guter Wert und für Vetëvendosje sehr wichtig», sagt er auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Die Diaspora wähle tendenziell progressiver – ähnlich wie die urbanen Zentren in Kosovo.
Erst kürzlich war der Premierminister auf Wahlkampfbesuch in Zürich. «Trotz kurzfristiger Planung verlief der Anlass sehr gut, die Halle war mit rund 3000 Personen voll», sagt Luzhnica. Im Vergleich zu den Wahlen im Februar nehme er wahr, dass die Menschen entschlossener seien, tatsächlich an den Wahlen teilzunehmen. Damals habe man oft Aussagen gehört wie «Vetëvendosje gewinnt ohnehin, meine Stimme macht keinen Unterschied». Viele hätten auch das Registrieren oder das Wählen aus der Schweiz als zu aufwendig empfunden.
Wahlgewinn von Vetëvendosje wahrscheinlich
Heute sei das Bewusstsein stärker vorhanden, dass jede Stimme zähle. «Entsprechend haben sich mehr Personen registriert, und zusätzlich planen viele, die Weihnachtsferien zu nutzen, um ihre Familien in Kosovo zu besuchen und vor Ort zu wählen», sagt Luzhnica. In einer persönlichen Einschätzung, basierend auf Gesprächen mit potenziellen Wählerinnen und Wählern, geht er von einem Wahlgewinn von Vetëvendosje aus.
Je nach Zählart leben 160'000 oder 250'000 Menschen aus dem Balkanstaat in der Schweiz, wie Bundespräsidentin Karin Keller-Sutter anlässlich des Staatsbesuchs der kosovarischen Präsidentin Vjosa Osmani Sadriu im Mai in Bern sagte. Beide Präsidentinnen erwähnten damals die grosse kosovarische Diaspora in der Schweiz und die Brücke, welche sie zwischen den beiden Ländern bilde.

Nach zwei gescheiterten Anläufen für eine Regierungsbildung stehen in Kosovo am Sonntag vorgezogene Parlamentswahlen bevor. Zuvor hatte das Parlament des erst seit 2008 unabhängigen Balkanlandes sowohl Kurti als auch dessen Parteifreund Glauk Konjufca bei der Wahl zum Ministerpräsidenten das Vertrauen verweigert.
Kurtis prowestliche, sozialdemokratische Partei war zwar bei der letzten Wahl stärkste Partei geworden, hatte aber keine ausreichende Mehrheit mehr bekommen. Seit der Wahl hatte das Parlament monatelang über die Besetzung der Posten für das Parlamentspräsidium gestritten und konnte sich deswegen lange Zeit nicht offiziell konstituieren.
Der Kosovo ist seit 2008 unabhängig
Das heute fast ausschliesslich von Albanerinnen und Albanern bewohnte Kosovo war früher eine serbische Provinz. Nach Aufständen gegen die serbische Herrschaft und einer Nato-Intervention im Jahr 1999 hatte sich das Land 2008 für unabhängig erklärt.
Mehr als hundert Staaten – darunter die Schweiz – erkennen die Unabhängigkeit an, nicht aber Serbien und Russland. Da das Kosovo auch von fünf EU-Ländern nicht anerkannt wird, darunter Spanien und Griechenland, hat es nur den Status eines «potenziellen Beitrittskandidaten».











