Jeder zwanzigste Mensch in Deutschland neigt dem extremistischen Gedankengut der so genannten Reichsbürger zu. Überdurchschnittlich hoch fällt die Zustimmung bei AfD-Anhängerinnen und -Anhängern aus – dies ist das Ergebnis einer am Donnerstag veröffentlichten Studie der Konrad-Adenauer-Stiftung, die auf einer repräsentativen Befragung von mehr als 5500 Menschen beruht.
Polizei bei Rechten-Demo in Leipzig
Polizei bei Rechten-Demo in Leipzig - AFP/Archiv
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Das Wichtigste in Kürze

  • Studie dokumentiert erhöhte politische Gewaltbereitschaft.

Reichsbürger-affine Menschen weisen demnach ein deutlich erhöhtes Gewaltpotenzial als der Bevölkerungsdurchschnitt.

Jeweils 16 Prozent der Reichsbürger-affinen Menschen halten Sachbeschädigung oder Gewalt gegen Personen «voll und ganz» bei der Durchsetzung von politischen Zielen gerechtfertigt, wie die Studie ergab. Zum Vergleich: Insgesamt befürworten lediglich zwei Prozent der Deutschen Gewalt gegen Personen oder Sachgegenstände. «Die Zahl der potenziellen Gefährderinnen und Gefährder mit Reichsbürgerhintergrund könnte somit höher ausfallen als bisher vermutet», resümieren die Studienautoren.

Insgesamt zeichnet sich diese Gruppe durch ein sehr niedriges Vertrauen in die Regierung, den Bundestag und die öffentlich-rechtlichen Medien aus. Eine grosse Mehrheit der Reichsbürger-affinen Menschen glaubt, dass «geheime Mächte» die Welt steuern. Knapp zwei Drittel (64 Prozent) sahen es als sicher beziehungsweise wahrscheinlich an, dass dies der Fall ist. Im Gesamtdurchschnitt vermutet dies nur rund jeder Vierte (24 Prozent)

Reichsbürger-affine Menschen hängen der Untersuchung zufolge häufig einem antisemitisch-verschwörerischen Weltbild an. Knapp ein Viertel (23 Prozent) stimmte voll und ganz der Aussage «Reiche Juden sind die eigentlichen Herrscher der Welt» zu. Im Gesamtdurchschnitt waren dies nur drei Prozent.

Auffällig war nach Einschätzung der Autoren, dass an Verschwörungstheorien angelehnte Aussagen innerhalb der AfD-Anhängerschaft erhöhte Zustimmungswerte erfuhren. «Damit unterscheiden sich die AfD-Anhängerinnen und -Anhänger deutlich von allen anderen Parteianhängerschaften», heisst es in der Untersuchung.

Zur Definition des Begriffs «Reichsbürger» schreiben die Autoren, dass es sich im Kern um Menschen handle, «die die Existenz der Bundesrepublik Deutschland unter Berufung auf ein 'Deutsches Reich' ablehnen und damit dem Rechtssystem und den demokratisch gewählten Repräsentanten die Anerkennung verweigern». Aus dieser Ablehnung resultiere «die Gefahr von Verstössen gegen die Rechtsordnung».

Für die Erhebung liess die CDU-nahe Adenauer-Stiftung von Dezember 2021 bis April 2022 insgesamt 5511 zufällig ausgewählte Menschen telefonisch befragen. Mit 90 dieser Befragten wurden darüber hinaus ausführliche Einzelinterviews geführt.

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