Zum 40. Jahrestag der Zulassung der polnischen Solidarnosc-Gewerkschaft hat deren ehemaliger Sprecher Lech Walesa am Montag vor Populismus gewarnt.
Lech Walesa bei der Gedenkveranstaltung in Danzig
Lech Walesa bei der Gedenkveranstaltung in Danzig - AFP
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Das Wichtigste in Kürze

  • Gewerkschaft wurde vor 40 Jahren im kommunistischen Polen zugelassen.

«Die Leute wählen heute Populisten, weil sie einen Wandel versprechen», sagte Walesa, der für seinen friedlichen Einsatz gegen den Kommunismus 1983 den Friedensnobelpreis erhielt und nach dem Fall des Eisernen Vorhangs der erste demokratisch gewählte Präsident Polens wurde. Zwar hätten die Populisten die Probleme der Gegenwart richtig erkannt - «ihre Antwort ist aber die falsche», fügte Walesa hinzu.

Walesa äusserte sich vor hunderten Zuhörern in der historischen Lenin-Werft in Danzig, in der die Solidarnosc-Bewegung im August 1980 ihren Ausgang genommen hatte. «Wir müssen anstelle der Populisten die Initiative übernehmen», sagte der 76-Jährige. Nötig seien «klügere Lösungen und bessere Strukturen». Nach seiner Rede öffnete Walesa in einem symbolischen Akt die Tore der Werft, wie er es 40 Jahre zuvor nach der Unterzeichnung des Danziger Abkommens getan hatte.

Die Zulassung der unabhängigen polnischen Gewerkschaft Solidarnosc am 31. August 1980 gilt als wichtiger Auslöser für das Ende des Kommunismus in Europa. Ursprünglich waren die Proteste in Danziger Fabriken im Juli 1980 durch steigende Fleischpreise ausgelöst worden. Mitte August begannen dann die riesigen Streiks in der Lenin-Werft an der polnischen Ostseeküste, im Zuge derer auch die Forderung nach der Gründung einer freien Gewerkschaft immer lauter wurde. Als charismatischer Sprecher der Solidarnosc-Bewegung tat sich der damals 35-jährige Elektriker Walesa hervor, der fünf Jahre zuvor aus der Werft entlassen worden war.

Der Solidarnosc schlossen sich zwischenzeitlich zehn Millionen Menschen an - ein Viertel der damaligen polnischen Bevölkerung. 1981 wurde sie wieder verboten; bis 1989 engagierten sich ihre Aktivisten im Untergrund.

Die heutige Solidarnosc-Gewerkschaft hatte für den Gedenktag eine andere Veranstaltung am Montagabend organisiert, an der auch Polens Präsident Andrzej Duda von der nationalkonservativen Partei Recht und Gerechtigkeit (PiS) teilnahm. Die Gewerkschaft, die heute etwa 500.000 Mitglieder hat, steht der PiS-Regierung nahe. Duda nutzte seinen Aufritt vor den Gewerkschaftern, um seine Unterstützung für die Protestbewegung in Belarus zu bekräftigen.

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