Der ehemalige Journalist Iwan Safronow ist in Russland offiziell wegen «Hochverrats» angeklagt worden.
Frau mit Poster von Safronow
Frau mit Poster von Safronow - AFP
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Das Wichtigste in Kürze

  • Festnahmen bei Demonstration für ehemaligen Journalisten Safronow.

Dem 30-Jährigen wird vorgeworfen, militärische Staatsgeheimnisse gesammelt und dem Geheimdienst eines Nato-Landes übermittelt zu haben, wie sein Anwalt Iwan Pawlow der Nachrichtenagentur AFP am Montag mitteilte. Bei einer Demonstration für Safronows Freilassung vor der Moskauer Lefortowo-Haftanstalt wurden mindestens vier Menschen festgenommen, wie ein AFP-Reporter berichtete.

Safronow hatte bis vergangenes Jahr als Spezialist für Militär- und Weltraumfragen unter anderem für die Wirtschaftszeitung «Kommersant» gearbeitet. Zuletzt war er als Chef-Berater der russischen Raumfahrtbehörde Roskosmos tätig gewesen. Vergangene Woche wurde er wegen des Verdachts auf «Hochverrat» festgenommen.

Bei einer Verurteilung drohen ihm bis zu 20 Jahre Haft. Die Anklage gegen seinen Mandanten sei «unbegründet», erklärte Pawlow. Aus dem Bericht der Ermittler gehe gar nicht hervor, von wem sein Mandant angeblich rekrutiert worden sei, «welche Informationen er wie, an wen oder wann übermittelt haben soll», sagte der Anwalt der Nachrichtenagentur Interfax.

Nach Angaben der Nichtregierungsorganisation OVD-Info waren unter den während der Protestaktion für Safronow Festgenommenen auch mehrere Journalisten verschiedener russischer Medien, darunter der Wirtschaftszeitung «Kommersant».

«Ich glaube nicht eine Sekunde an die Anschuldigungen», sagte Safronows ehemaliger Kollege Gleb Tscherkassow zu AFP. Er gehe davon aus, dass es sich um Rache für die journalistische Arbeit des 30-Jährigen handelt. Safronow hatte mit seinen Artikeln wiederholt die russischen Streitkräfte in Verlegenheit gebracht.

Seinen Job bei «Kommersant» hatte er im Mai 2019 wegen politischen Drucks in Folge eines Artikels über den möglichen Rücktritt der Vorsitzenden des Oberhauses des russischen Parlaments verloren. Mehrere Kollegen kehrten der Zeitung damals aus Protest ebenfalls den Rücken.

Der Journalistin Tatjana Felgenhauer vom Radiosender Moskauer Echo zufolge wird die Lage von Journalisten in Russland immer schlimmer. Es gebe «immer weniger unabhängige Medien», und es sei schwierig, eine Stelle zu finden, «bei der man nicht zensiert wird».

Der bekannte Kreml-Kritiker Alexej Nawalny erklärte hingegen in seinem Videoblog am Freitag, er wolle Safronow nur ungern verteidigen, da dieser «ein Mann ohne moralische Prinzipien» sei. Nawalny wirft dem 30-Jährigen vor, dass er den hochbezahlten Job bei der Raumfahrtbehörde angenommen hatte.

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