Europa: 18'000 unbegleitete Minderjährige verschwunden
In den vergangenen zwei Jahre sind in Europa über 18'000 unbegleitete Minderjährige verschwunden. Die Behörden tappen im Dunkeln.

Das Wichtigste in Kürze
- Unbegleitete Flüchtlingskinder verschwinden oft spurlos.
- Zwischen 2018 und 2020 waren es deren 18'292.
- Die meisten stammen aus Marokko, Algerien und Eritrea.
In Europa sind zwischen 2018 und 2020 18'292 unbegleitete Flüchtlingskinder und Jugendliche als verschwunden gemeldet worden. Dies, nachdem sie in staatlicher Obhut gewesen waren. Die meisten vermissten Flüchtlingskinder stammen aus Marokko und Algerien.
Das berichtete der Sender RBB unter Berufung auf eine gemeinsame Datenanalyse. Diese kam zustande unter anderem mit dem «Guardian» und dem niederländischen Rundfunk VPRO. Die meisten der verschwundenen Minderjährigen stammen demnach aus Marokko, Algerien und Eritrea.

So wurden in Deutschland nach Angaben des Bundeskriminalamts (BKA) zwischen 2018 und 2020 7806 unbegleitete Minderjährige als vermisst gemeldet. Die meisten stammten aus Afghanistan, Marokko und Algerien. 7082 Minderjährige sind demnach wieder aufgetaucht, 724 werden weiterhin vermisst.
Behörden tappen oft im Dunkeln
Das BKA bezeichnete die eigenen Daten als Näherungswerte. Der Bundesgeschäftsführer des Deutschen Kinderhilfswerkes, Holger Hofmann, kritisierte diese Praxis gegenüber dem RBB: «Das Bundeskriminalamt tappt bei den Vermisstenzahlen der unbegleiteten geflüchteten Kinder und Jugendliche an vielen Stellen im Dunkeln. Das ist aus Kinderschutzgründen ein Skandal.»
Die europaweite Analyse des Rechercheverbunds offenbart dem RBB zufolge deutliche Unterschiede der nationalen Statistiken: Frankreich, Dänemark und Rumänien erheben demnach gar keine Daten zu unbegleiteten Flüchtlingskindern.
Bulgarien unterscheidet nicht zwischen begleiteten und allein reisenden Minderjährigen.