Migros: Gentech-Gegner reichen Protest-Brief ein
Der Verein für gentechnikfreie Lebensmittel hat einen Protestbrief an den Chef der Migros, Mario Irminger, verfasst. Diesen haben 60'000 Personen unterzeichnet.

Das Wichtigste in Kürze
- Der Brief fordert von der Migros, «den Gentech-Etikettenschwindel zu stoppen».
- Demnach zeige ein Geheimpapier, dass der Migros-CEO für eine Gentech-Deregulierung werbe.
- Die Protestler fordern den Einsatz für eine Landwirtschaft, die auf Vielfalt setzt.
Heute um 10 Uhr hat der Verein für gentechnikfreie Lebensmittel beim Hauptsitz der Migros in Zürich einen Protestbrief übergeben. Diesen hat er in Zusammenarbeit mit «WeCollect» und «Campax» initiiert.
Der Brief wurde von 60'000 Personen unterschrieben. Gerichtet ist er an den Chef der Migros, Mario Irminger.
Hintergrund ist laut dem Verein ein Geheimpapier, das «die heimlichen Gentech-Pläne des orangen Riesen enthüllt».
Die Chemie- und Pharmaindustrie drängt nämlich auf die Zulassung einer neuen Gentechnik, der sogenannten «Crispr/Cas-Methode».
Begriff «Gentechnik» wurde im Gesetzestitel ersetzt
Diese ermöglicht einen gezielten Eingriff in das Erbgut. Deswegen hatte das Parlament den Bundesrat beauftragt, für diese neue Technik eine Zulassungsregelung zu erarbeiten.
Im Herbst entschied der Bundesrat dann, ein neues Gesetz zu präsentieren. Und die neue Gentechnik nicht im Rahmen des bereits vorhandenen Gentechnik-Gesetzes zu regeln.
Bundesrat Röstis Umweltdepartement hatte aus dem Titel des entsprechenden Gesetzes das Wort «Gentechnik» gestrichen.
Dieses wurde stattdessen durch den Begriff «neue Züchtungstechnologien» ersetzt worden.
Brief fordert von Migros, «Gentech-Etikettenschwindel zu stoppen»
Kritiker bezeichnen den Titel des Spezialgesetzes als «Etikettenschwindel». Selbst dem Bundesamt für Justiz gefiel der Titel nicht. Da «fälschlicherweise angenommen werden» könne, «dass es sich nicht um gentechnisch veränderte Organismen handelt».
Doch was hat das Ganze mit der Migros zu tun? Gemäss dem Bericht setzt sich der Verein «Sorten für morgen» für den Einsatz dieser neuen Gentechnik ein. Bei diesem würden sich auch die Detailhändlerinnen Migros und Coop engagieren.
Die Gentechnik-Gegner werfen deshalb Migros-CEO Irminger vor, sich bei der Gentechnologie auf die Seite von Agro- und Chemiekonzernen zu stellen. «Offenbar aus Profitinteressen», wie der Verein für gentechnikfreie Lebensmittel auf seiner Webseite schreibt.
Von der Migros fordert der Brief, «den Gentech-Etikettenschwindel zu stoppen. Und sich für eine Landwirtschaft einzusetzen, die auf Vielfalt statt Gentechnik baut.» Ausserdem soll die Detailhändlerin aus dem Verein «Sorgen für morgen» austreten.
Migros nimmt Brief entgegen
Man habe diesen Brief entgegengenommen, nehme die Anliegen zur Kenntnis und werde entsprechende Forderungen sorgfältig prüfen. Das hiess es bei der Migros-Medienstelle auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.
Der Prozess zur Vernehmlassung sei noch nicht abgeschlossen, erst danach werde man Stellung nehmen. Für die Migros seien sämtliche Anliegen der Kundschaft sowie der Kontakt zu ihnen wichtig. Zudem schätze man den Austausch mit dem Verein.