Angesichts von offenen Datenschutzfragen und Enthüllungen über Mitlesemöglichkeiten für Sicherheitsbehörden raten Digitalpolitiker von der Nutzung des Messengerdienstes WhatsApp ab. «Wer wirklich sicher kommunizieren will, für den ist WhatsApp offensichtlich auch weiterhin keine Alternative», sagte der Grünen-Digitalexperte Dieter Janecek dem «Handelsblatt».
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WhatsApp-Logo - AFP/Archiv
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Das Wichtigste in Kürze

  • Insbesondere Behördenkommunikation soll über andere Dienste laufen.

Janecek riet insbesondere Behörden davon ab, den zum Facebook-Konzern gehörenden Dienst zu verwenden. «Es sollten nur Anbieter, die strengste Datenschutz- und Sicherheitsstandards gewährleisten, genutzt werden - idealerweise auch europäische Anbieter», empfahl er. «Innerhalb der Grünen-Bundestagsfraktion verwenden wir beispielsweise Threema aus der Schweiz.»

Digital-Staatsministerin Dorothee Bär (CSU) warb ebenfalls für eine Alternative in der Behördenkommunikation. Einer Reihe von Bundesministerien und dem Bundeskanzleramt stehe «der Messengerdienst Wire im Rahmen einer Erprobungsphase zur Verfügung», sagte sie dem «Handelsblatt». Die Metadaten der Kommunikation - etwa IP-Adresse und Standort - seien auf Wire «vor Aussenstehenden geschützt».

Auch die FDP-Fraktion nutze eine «sichere Alternative», sagte der Vorsitzende des Bundestags-Digitalausschusses, Manuel Höferlin (FDP), der Zeitung. Es gebe eine ganze Reihe von Messenger-Diensten, auch aus Europa, die in Sachen Datenschutz und Datensicherheit «wesentlich besser aufgestellt» seien als WhatsApp.

Bei dem Facebook-Angebot hält es Höferlin etwa für problematisch, dass der Messenger standardmässig auf die Kontakte zugreife, wenn das vom Nutzer nicht selbst abgestellt werde. «Sehr problematisch ist ausserdem, dass Facebook alle Dienste über dieselbe Serverinfrastruktur laufen lässt.»

Die SPD-Digitalexperte Jens Zimmermann sagte dem «Handelsblatt», Facebook habe bisher nicht überzeugend darlegen können, «wie die Verbindung und Datenweitergabe mit WhatsApp datenschutzkonform ausgestaltet wird».

Besorgt äusserten sich Zimmermann und Janecek über Berichte, wonach das Bundeskriminalamt (BKA) die Browserfunktion von WhatsApp nutzen kann, um Nachrichten von Terrorverdächtigen zu lesen. Darüber hatten BR und WDR berichtet.

Die Sender zitierten am Dienstag aus einem internen BKA-Papier, wonach die Polizeibehörde «Text, Video-, Bild- und Sprachkurznachrichten aus einem WhatsApp-Konto in Echtzeit» nachvollziehen könne. Auch die WhatsApp-Kontakte einer Zielperson könnten auf diese Weise «bekannt gemacht werden».

Den Berichten zufolge nutzen die Ermittler dafür die Möglichkeit, dass WhatsApp auch über den Internetbrowser gesteuert werden kann. Die Strafverfolger müssten dafür allerdings kurzzeitig Zugriff auf das Mobiltelefon der Zielperson haben, um dann die Chats mit der WhatsApp-Browser-Version zu synchronisieren. Dann könnten sie unbemerkt mitlesen.

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