Der Chef der Damen-Tennis-Organisation WTA, Steve Simon, drängt weiter auf Aufklärung im Fall der zeitweise aus der Öffentlichkeit verschwundenen chinesischen Tennisspielerin Peng Shuai.
Peng Shuai
Peng Shuai - AFP/Archiv

Das Wichtigste in Kürze

  • WTA-Chef: Chinesischer Tennisstar nicht «frei von Zensur und Zwang» .
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Simon sei «weiterhin zutiefst besorgt darüber, dass Peng nicht frei von Zensur oder Zwang ist», teilte eine Sprecherin am Samstag der Nachrichtenagentur AFP mit.

Simon habe sich über verschiedene Kommunikationskanäle an Peng Shuai gewandt und daraufhin zwei E-Mails von ihr erhalten, in denen die «Antworten eindeutig von anderen beeinflusst waren», erklärte die Sprecherin weiter. Er habe deshalb beschlossen, erst dann wieder per E-Mail mit ihr in Kontakt treten, wenn er sicher sein könne, «dass ihre Antworten tatsächlich von ihr stammen und nicht von ihren Zensoren».

Die 35-jährige Doppel-Siegerin in Wimbledon und bei den French Open hatte am 2. November im Onlinedienst Weibo Vergewaltigungsvorwürfe gegen den ranghohen kommunistischen Parteifunktionär Zhang Gaoli erhoben. Die Vorwürfe waren von den chinesischen Zensurbehörden rasch aus den Online-Diensten entfernt worden, mehr als zwei Wochen lang wurde Peng nicht in der Öffentlichkeit gesehen. Die WTA drohte deshalb mit einem Ende von Wettkämpfen in China, sollte Pengs Schicksal nicht umfassend aufgeklärt werden.

Nach wachsendem internationalem Druck tauchten am vergangenen Wochenende über staatliche Medien veröffentlichte Aufnahmen auf, die Peng in einem Restaurant sowie bei einem Tennisturnier in Peking zeigten. Am Sonntag führte sie nach Angaben des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) ein halbstündiges Videotelefonat mit dessen Präsident Thomas Bach. Nach Angaben des IOC erklärte Peng, dass sie zu Hause und wohlauf sei, aber um Respektierung ihrer Privatsphäre bitte.

Das IOC erntete daraufhin heftige Kritik von Menschenrechtsaktivisten und US-Sportverbänden. Human Rights Watch (HRW) forderte das IOC auf, die Hintergründe zu dem Gespräch transparent zu machen. Die China-Expertin der Menschenrechtsorganisation, Yaqiu Wang, warf dem IOC vor, bei der «Unterdrückung der Meinungsfreiheit und der Missachtung von sexuellen Missbrauchsvorwürfen» mit den Behörden in Peking «aktiv» zusammenzuarbeiten.

Der Verband Global Athlete beschuldigte das IOC, sich «mitschuldig an der böswilligen Propaganda» Chinas zu machen. Peking richtet im Februar die Olympischen Winterspiele aus.

Am vergangenen Dienstag hatte sich dann die chinesische Regierung erstmals direkt zu Pengs Fall geäussert. «Ich denke, einige Leute sollten aufhören, dieses Thema absichtlich und böswillig aufzubauschen, geschweige denn zu politisieren», sagte der Sprecher des Aussenministeriums, Zhao Lijian. Auf Pengs Vorwürfe ging er mit keinem Wort ein.

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