Bruneis Sultan: Todesstrafen nach Scharia-Strafrecht werden nicht vollstreckt

AFP
AFP

Brunei Darussalam,

Nach den internationalen Protesten gegen die Einführung eines verschärften Scharia-Strafrechts im Sultanat Brunei hat Sultan Hassanal Bolkiah deutlich gemacht, dass die Todesstrafen nach neuem Recht wie etwa Steinigung für gleichgeschlechtlichen Sex oder Ehebruch nicht vollstreckt würden.

Sultan Bolkiah (2.v.r.)
Sultan Bolkiah (2.v.r.) - POOL/AFP/Archiv

Das Wichtigste in Kürze

  • Moratorium bei allgemeinem Strafrecht soll auch für islamisches Recht gelten.

In seinem Land werde ein seit langem geltendes Moratorium für die Todesstrafe nach allgemeinem Recht auch auf Todesurteile auf Grundlage der Scharia angewandt, sagte der Sultan am Sonntag.

«Ich bin mir bewusst, dass es viele Fragen und Missverständnisse hinsichtlich der Umsetzung (des Scharia-Strafrechts) gibt», sagte Bolkiah in einer Fernsehansprache zum bevorstehenden Beginn des islamischen Fastenmonats Ramadan. «Es sollte keine Sorgen hinsichtlich des Scharia-Rechts geben, da es voll von Allahs Gnade und Segnungen ist.»

Das seit zwei Jahrzehnten geltende Moratorium für die Todesstrafe nach allgemeinem Strafrecht gelte auch für Urteile auf Grundlage der Scharia, die ohnehin «ein breiteres Spektrum an Vergebung» vorsehe, versicherte der Sultan. Zugleich kündigte er an, dass sein Land die UN-Konvention gegen Folter ratifizieren werde, die es bereits vor einigen Jahren unterzeichnet hatte.

Das verschärfte Strafrecht auf Grundlage der Scharia war Anfang April in Brunei in Kraft getreten. Die neuen Gesetze sehen auch die Amputation einer Hand bei Dieben vor. Bei Wiederholungstaten soll ihnen zusätzlich ein Bein abgenommen werden. Vergewaltigung und Raub sind demnach ebenso mit dem Tod zu bestrafen wie Gotteslästerung. Homosexuellen Männern droht die Todesstrafe durch Steinigung. Frauen, die gleichgeschlechtlichen Sex haben, müssen mit 40 Stockhieben oder zehn Jahren Gefängnis rechnen.

Die UNO und die EU kritisierten die vorgesehenen Strafen als grausam und unmenschlich. Prominente wie Elton John und George Clooney forderten den Boykott der neun Luxushotels im Besitz des Sultanats in Grossbritannien, Frankreich, Italien und den Vereinigten Staaten.

Das Sultanat auf der Insel Borneo ist das erste Land in Ost- und Südostasien, das sich mit seinem Strafgesetzbuch am islamischen Recht der Scharia orientiert. Ähnlich halten es bisher bereits einige Nahost-Staaten und Saudi-Arabien.

Kommentare

Weiterlesen

Donald Trump
186 Interaktionen
Nach Zoll
a
11 Interaktionen
Minister zweifeln

MEHR IN POLITIK

Donald Trump und Wladimir Putin
45 Interaktionen
Zu Ukraine
starmer
12 Interaktionen
Einnahme-Plan
Viola Amherd
116 Interaktionen
Rüstungsgutachten
a
117 Interaktionen
Fragen & Antworten

MEHR AUS BRUNEI DARUSSALAM

Brunei Hochzeit
7 Interaktionen
Prunkfest im Sultanat
Hassanal Bolkiah
55 Interaktionen
Nach Queen-Tod