Eine Menschenrechtsorganisation hat im Fall eines in Libyen misshandelten Migranten Beschwerde gegen Italien bei der Uno eingereicht.
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Aktivisten haben bei der UNO Beschwerde gegen Italien eingereicht. - AFP/Archiv
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Das Wichtigste in Kürze

  • Das Global Legal Action Network hat bei der Uno Beschwerde gegen Italien eingereicht.
  • Italien nutze zunehmend private Handelsschiffe für die Rückführung von Migranten.

Das Global Legal Action Network wirft Italien und anderen EU-Mittelmeerstaaten vor, die Rückführung von auf See aufgegriffenen Flüchtlingen nach Libyen an Handelsschiffe auszulagern. Das erklärte der Chef der Organisation, Gearoid O Cuinn, am Mittwoch.

In dem Fall geht es um einen Südsudanesen, der inzwischen in Malta lebt. Er wurde im November 2018 zusammen mit dutzenden weiteren Migranten aus dem Mittelmeer gerettet. Danach wurde er von dem unter panamaischer Flagge fahrenden Handelsschiff «Nivin» nach Libyen zurückgebracht.

Die Rettungsmission war den Angaben zufolge zunächst von den italienischen Behörden koordiniert worden. Das weitere Vorgehen überliessen sie dann aber der libyschen Küstenwache. Diese wies die «Nivin» an, die rund 80 Migranten nach Libyen zurückzubringen. Dort wurden sie von Sicherheitskräften unter Einsatz von Tränengas, Gummigeschossen und scharfer Munition von Bord gebracht.

Migrant ins Bein geschossen

Der damals 19-jährige Südsudanese wurde laut der Beschwerde ins Bein geschossen, festgenommen, verhört, geschlagen und zu Zwangsarbeit verpflichtet. Zudem sei ihm monatelang eine ärztliche Behandlung verweigert worden.

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Migranten sitzen an Bord des Containerschiffes «Nivin». - dpa

Italien und andere Staaten würden zunehmend private Handelsschiffe für die Zurückweisung von Flüchtlingen an den EU-Aussengrenzen nutzen. Das kritisiert die Organisation in ihrer Beschwerde an den UN-Menschenrechtsausschuss. Dies sei nach internationalem Recht illegal.

Die Asylsuchenden würden in Länder zurückgebracht, in denen ihnen Verfolgung und Folter drohten. «Was wir beobachten, ist ein besorgniserregender Trend, die Rettung verzweifelter Menschen auf See an schlecht ausgerüstete und ungeschulte Teams von Handelsschiffen auszulagern.» Das sagte Ó Cuinn weiter.

Private Rückführungen nahmen stark zu

Die Beschwerde stützt sich auch auf einen Bericht eines Expertenteams der University of London. Dieser kommt zum Schluss, dass die privaten Rückführungen seit Juni 2018 stark zugenommen haben. Zudem werden sie von Staaten genutzt, «um ihre Verpflichtungen gegenüber Flüchtlingen zu umgehen».

Seenotrettung
Seenotretter der SOS Mediterranee halten Rettungswesten für die in Seenot geratenen Migranten bereit. - dpa

Libyen ist Transitland für Flüchtlinge aus afrikanischen Ländern, die über das Mittelmeer in die EU gelangen wollen. Immer wieder ertrinken Menschen bei der gefährlichen Überfahrt. Aus Libyen selbst gibt es schockierende Berichte über Internierungslager, in denen Flüchtlinge unter katastrophalen Bedingungen festgehalten werden.

Der UN-Menschenrechtsausschuss kann Empfehlungen und Stellungnahmen abgeben, Staaten aber keine Handlungsanweisungen geben.

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