Naturschützer befürchten, dass sie in der Debatte zum Jagdgesetz im Nationalrat wenig Chancen haben. Der Wolf könnte zum Abschuss frei gegeben werden.
Wolf Aargau
Ein Wolf, der im Februar 2019 oberhalb von Erlinsbach AG in eine Fotofalle getappt ist. - Departement Bau, Verkehr und und Umwelt/AG
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Das Wichtigste in Kürze

  • Der Nationalrat debattiert die Revision des Jagdgesetzes.
  • Dieses gebe den Wolf und andere geschützte Arten zum Abschuss frei, warnen Tierschützer.
  • Die Wolfsgegner seien aber wohl in der Mehrheit, befürchtet die Pro-Natura-Präsidentin.

Die Emotionen gehen hoch, die Gegner scheinen unversöhnlich: Üblicherweise spricht man in solchen Fällen von einer «Monsterdebatte». Ausser dass das «Monster» in diesem Fall der Wolf ist und zumindest vom einen Lager nicht so genannt werden möchte. Zudem hat das Nationalratspräsidium in weiser Voraussicht die Redezeit für die Debatte ums neue Jagdgesetz gekürzt. Denn es soll zum Showdown kommen.

«Es droht Abschuss auf Vorrat»

Silva Semadeni, SP-Nationalrätin und Präsidentin von Pro Natura, ist jedenfalls besorgt. Die Vorlage schiesse übers Ziel hinaus und drohe vom Nationalrat in der heutigen Debatte noch verschlechtert zu werden. Neben den Grossraubtieren sind auch Biber, Fischotter oder Höckerschwan im Fokus. Semadeni macht sich keine Illusionen: «So wie es aussieht, werden wir kaum durchkommen.»

Silva Semadeni
Silva Semadeni, SP-Nationalrätin und Präsidentin von Pro Natura, während einer Debatte. - Keystone

Zwar habe man diverse Anträge gestellt. Aber: «Die Wolfsgegner werden sich durchsetzen.» Damit würde der Wolf zur regulierbaren Tierart. Also etwa so wie auch der Steinbock, erklärt die Puschlaverin.

«Es gibt etwa 50 Wölfe in der Schweiz und 15'000 Steinböcke – das ist doch nicht vergleichbar.» Es drohe Abschuss auf Vorrat, befürchtet Silva Semadeni.

Wolf inklusive Welpen zum Abschuss frei

Die Bilder von totgebissenen Schafen wecken Emotionen. Aber emotionale Argumente hat auch Silva Semadeni auf Lager. «Man würde 50 Prozent der Welpen abschiessen können», rechnet sie vor. Weil Welpen auch über Felswände stürzen oder von Autos angefahren werden, sind das düstere Aussichten für die Schweizer Wolfspopulation.

Herdenschutzhund gegen Wolf
Der Herdenschutzhund Bärli mit Schafen auf Buorcha oberhalb Ramosch im Unterengadin, fotografiert im Oktober 2005. Herdenschutzhunde sollen Grossraubtiere wie Bär und Wolf von den Schafen fernhalten. - Keystone

In Anbetracht der Mehrheitsverhältnisse im Nationalrat ist der Ausgang der Jagdgesetz-Debatte und damit für den Wolf für Silva Semadeni absehbar. Dass es beim Schlagabtausch zwischen Wallisern und Städtern, Naturfreunden und Bauern heftig wird, ebenfalls.

Wenn der Ständerat nicht noch korrigierend eingreift, ist der nächste Plan aber schon geschmiedet. «Das Referendum durch Naturschutzorganisationen wie Pro Natura, WWF und Birdlife ist zu erwarten.»

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