Wird beim Zivildienst die Zeit zurückgedreht?
Vor rund 30 Jahren wurde der Zivildienst eingeführt, vor gut 15 Jahren wurden die Hürden, einzutreten, gesenkt. Nun soll das Prozedere wieder strenger werden.

Immer mehr junge Männer entscheiden sich für den Zivildienst statt für den Militärdienst. Im Jahr 2023 erhielten fast 7'000 Männer die Zulassung zum Zivildienst, was laut Nationalrat zu viele sind.
Die bürgerliche Mehrheit sieht darin eine Gefahr für den Armeebestand. Sie argumentiert, dass der Zivildienst die Armee schwäche und das System aus dem Gleichgewicht bringe, so das SRF.
Künftig solle der Wechsel mit zusätzlichen Hürden verbunden sein. Wer nach der Rekrutenschule wechseln wolle, müsse, so der Plan, 150 zusätzliche Diensttage leisten.
Zivildienstleistende sollen sich Gewissensprüfung unterziehen
Der Zivildienst wurde 1996 als Alternative zum Militärdienst eingeführt. Damals war eine sogenannte Gewissensprüfung Pflicht, um den Dienst an der Waffe zu verweigern.
Diese Gewissensprüfung wurde vor rund 15 Jahren abgeschafft, wie die «Republik» darlegt. Seither genügt der Nachweis, dass man bereit ist, 1,5-mal so lange Dienst zu leisten wie im Militär.
Die Abschaffung der Gewissensprüfung führte zu einem deutlichen Anstieg der Zivildienstgesuche. Laut «Republik» entschieden sich zuvor vier- bis fünfmal weniger Männer für die Alternative zum Militär.
Durch Abschreckung zur Armee?
Der Nationalrat will nun die Gewissensprüfung wieder einführen. Bewerber müssten dann erneut vor einer Kommission ihre Beweggründe darlegen, berichtet das SRF.

Zudem sollen Unteroffiziere und Offiziere künftig ebenfalls schwerer wechseln können. Ziel sei demnach, die Zahl der Zivildienstleistenden auf etwa 4'000 pro Jahr zu senken.
Die Ratslinke und der Zivildienstverband Civiva kritisieren die geplanten Reformen scharf. Sie sehen darin eine Abschreckungsstrategie und kündigten laut SRF Widerstand an.
Zivildienst kommt vor den Ständerat
Im internationalen Vergleich ist der Schweizer Zivildienst besonders streng geregelt. Die Dienstleistenden arbeiten meist in sozialen oder ökologischen Bereichen.
Die geplanten Reformen könnten erhebliche Kosten verursachen. Die angedachte Fusion von Zivilschutz und -dienst würde jährlich rund 900 Millionen Franken kosten.
Die Debatte geht derweil weiter: Vor einem möglichen Inkrafttreten muss der Ständerat noch über die Gesetzesänderungen entscheiden.