Das letzte Wahlbarometer vor den Wahlen am 22. Oktober prognostiziert einen Absturz der Grünen unter die 10-Prozent-Marke. Die SVP dürfte hingegen zulegen.
Das Wahlmaterial liegt bereit: Laut Wahlbarometer dürfte es bei den nationalen Wahlen in zehn Tagen einen Rutsch nach rechts geben. (Themenbild)
Das Wahlmaterial liegt bereit: Laut Wahlbarometer dürfte es bei den nationalen Wahlen in zehn Tagen einen Rutsch nach rechts geben. (Themenbild) - sda - KEYSTONE/MARCEL BIERI

Das Wichtigste in Kürze

  • Am 22. Oktober wird gewählt.
  • Das letzte Wahlbarometer sagt einen SVP-Gewinn und Grünen-Verlust voraus.
  • Es wird eine eher tiefere Wahlbeteiligung als 2019 erwartet.
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Die Gewinner von 2019 werden verlieren und die Verlierer gewinnen: Das sagt das letzte Wahlbarometer vor den nationalen Wahlen am 22. Oktober voraus. Die Grünen könnten unter die Zehn-Prozent-Schwelle sinken und die SVP ihren Wähleranteil auf über 28 Prozent steigern.

Die Verluste der Grünen könnten somit grösser sein als bisher vorausgesagt. Erstmals in der laufenden Legislatur zeigt das Wahlbarometer für die Partei einen Wähleranteil von unter 10 Prozent an.

Wahlplakate Wahlen 2023 Bern
Wahlplakate mit Berner Nationalratskandidaten stehen auf dem Thunplatz, am Freitag, 22. September 2023, in Bern. - keystone

Die Grünen verlieren 3,5 Prozentpunkte und kommen noch auf 9,7 Prozent. Sie würden damit mehr als die Hälfte ihrer Gewinne von 2019 einbüssen, heisst es im neuesten Wahlbarometer von Sotomo vom Mittwoch, erstellt im Auftrag der SRG. 2015 hatten die Grünen einen Wähleranteil von 7,1 Prozent.

Um Sitze zittern dürften vor allem grüne Mandatsträger und -trägerinnen in der Romandie: Dort hatten die Grünen 2019 weit stärker zugelegt als in der Deutschschweiz. Das Barometer sagt der Partei in der Romandie einen Verlust von fünf Prozentpunkten voraus, während es in der Deutschschweiz nur drei Prozentpunkte sein dürften.

SVP legt wohl 2,5 Prozentpunkte zu

Die SVP hingegen dürfte stark zulegen: Ihr wird ein Wähleranteil von 28,1 Prozent vorhergesagt, 2,5 Prozentpunkte mehr als 2019. Die 28,1 Prozent wären aber immer noch weniger als der Wähleranteil der SVP in den Jahren 2007 und 2015. In den Umfragen ist die Volkspartei seit dem Herbst 2021 im Aufwind.

SVP Chiesa
Marco Chiesa bei der Delegiertenversammlung. - keystone

Ebenfalls Gewinne vorausgesagt werden der SP. Sie könnte sich – namentlich auf Kosten der Grünen – von 16,8 auf 18,3 Prozent steigern. Das ist aber immer noch weniger als die Sozialdemokraten seit 1991 jeweils hatten.

Grüne und SP verhielten sich wie kommunizierende Röhren, heisst es dazu im Wahlbarometer. Der Trend zurück zur SP wird damit erklärt, dass soziale Fragen seit 2019 in den Augen der Wählenden dringlicher geworden seien, während die Umweltthematik verloren habe. Dem linken Lager wird ein Wählerverlust von zwei Prozentpunkten prognostiziert.

Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Mitte und FDP

Wie schon in der Anfang September veröffentlichten Befragung liefern sich Mitte und FDP ein Kopf-an-Kopf-Rennen um den dritten Platz in der Wählergunst. Die Mitte kam zuletzt auf 14,3 Prozent, die FDP auf 14,1 Prozent Wähleranteil. Die FDP verliert laut Wahlbarometer nach 2019 erneut, während die Mitte – zuvor CVP und BDP – zulegt.

Die GLP könnte mit 6,8 Prozent Wähleranteil gar um einen Prozentpunkt hinter ihr Ergebnis von 2019 zurückfallen, aber damit immer noch mehr Wähleranteile haben als 2015. Sie hatten in den Umfragen in der laufenden Legislatur zunächst auf bis zu 9,8 Prozent zugelegt, bevor vor einem Jahr der Sinkflug einsetzte.

bundeshaus
Das Bundeshaus spiegelt sich im Wasserspiel auf dem Bundesplatz. - keystone

Einen Rechtsrutsch dürfte es am 22. Oktober zwar geben gemäss der Befragung, aber keinen so starken wie im Jahr 2015. Vor acht Jahren kamen FDP und SVP zusammen auf 45,8 Prozent Wähleranteil. In zehn Tagen könnten es laut Barometer 42,2 Prozent werden. 2019 erreichten die beiden Parteien zusammen 40,7 Prozent.

Grösste Herausforderung für die Antwortenden sind derzeit die Krankenkassenprämien. Mit deutlichem Rückstand folgen die Themen Klimawandel und Zuwanderung – diese hat gegenüber 2019 an Bedeutung gewonnen, während der Klimawandel für die Antwortenden weniger wichtig war, trotz heissem Sommer und warmem Herbst 2023. Abgenommen hat die Bedeutung der Wirtschaft.

Tiefere Wahlbeteiligung erwartet

Das Wahlbarometer geht von einer eher tieferen Wahlbeteiligung als 2019 aus. Die Bedeutung der bevorstehenden Wahlen für die Zukunft der Schweiz werde als weniger gross eingeschätzt als jene der Wahlen 2019, heisst es zur Begründung. Vor allem unter Linken dürfte die Mobilisierung schwieriger sein als vor vier Jahren.

Vom 22. September bis 5. Oktober beteiligten sich 31'850 Stimmberechtigte online an der Umfrage für das Wahlbarometer. Der Stichprobenfehler liegt bei plus/minus 1,2 Prozentpunkten. Während der Befragung wurden die Krankenkassenprämien für 2024 bekanntgegeben. Sie steigen im Mittel um 8,7 Prozent, so stark wie seit Jahren nicht mehr.

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