Die Jungen Grünen wollen eine neue Volksinitiative lancieren. Diese soll das Stimmrechtsalter auf 16 Jahre senken und auch Ausländern das Stimmrecht gewähren.
Ausländerstimmrecht Junge Grüne Initiative
Mit einer Volksinitative wollen die Jungen Grünen das Stimmrechtsalter auf 16 senken und Ausländerinnen und Ausländern das Stimm- und Wahlrecht gewähren. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Im April wollen die Jungen Grünen eine neue Volksinitiative lancieren.
  • Die Jungpartei hat vor, das Ausländerstimmrecht in der Verfassung zu verankern.
  • Zudem soll das Stimmrechtsalter auf 16 Jahre gesenkt werden.

Pünktlich zum 50-jährigen-Jubiläum des Frauenstimmrechts wollen die Jungen Grünen neuen Gruppen das Stimmrecht gewähren. Laut Julia Küng, Co-Präsidentin der Jungpartei, «dürfen eine grosse Anzahl Menschen in der Schweiz immer noch nicht mitbestimmen».

Küng Junge Grüne
Julia Küng, Co-Präsidentin der Jungen Grünen Schweiz. - Keystone

Gemeint sind damit Ausländerinnen und Ausländer – beziehungsweise «all jene ohne Schweizer Pass» – sowie Junge ab 16 Jahren.

Ausländer müssen seit fünf Jahren «rechtmässig» in der Schweiz sein

Laut dem Entwurf des Initiativtextes, der Nau.ch vorliegt, sollen zwei Verfassungsartikel geändert werden: derjenige über die politischen Rechte, sowie der Artikel über die Zusammensetzung des Bundesrats.

Demokratie-Initiativtext
Der Entwurf des Demokratie-Initiativtextes. - zVg

Das Stimmrechtsalter wollen die Jungen Grünen auf 16 senken. Somit dürften 16-Jährige nicht nur abstimmen und wählen, sondern sich auch wählen lassen. Gleiches würde für Ausländerinnen und Ausländer gelten.

Ausländerstimmrecht Waadt
Das Einreichen der Waadtländer kantonalen Initiative «Vivre et voter ici» (dt: «Hier leben und abstimmen») in 2010. Sie wurde abgelehnt. - Keystone

Als Bedingung für ihr politisches Mitwirken müssten sich Letztere jedoch seit fünf Jahren «rechtmässig in der Schweiz aufhalten». Dies hält der hinzugefügte Absatz des Artikels fest.

«Schweizer» wird gestrichen

Doch damit die vollständige Gleichberechtigung erreicht werden kann, müsste auch der Artikel über die Zusammensetzung des Bundesrats geändert werden. Laut dem aktuellen Artikel 175 der Bundesverfassung wird die Exekutive nämlich aus «allen Schweizerbürgerinnen und Schweizerbürgern» gewählt.

Bundesratsfoto
Vor das Bundeshaus gephotoshopt lächeln Bundesrat und Bundeskanzler in die Kamera. - Schweizerische Bundeskanzlei

Da Personen ohne Schweizer Pass technisch gesehen nicht unter diese Kategorie fallen würden, umschreiben die Jungen Grünen die Formulierung. Künftig sollen «Bürgerinnen und Bürger» Bundesrat werden können.

Stimmrechtsalter 16 hat Chancen

Die Senkung des Stimmrechtsalters wird schon seit über zwanzig Jahren im Parlament diskutiert, bisweilen ohne wirkliche Chance. Im September 2020 jedoch hiess der Nationalrat einen Vorstoss der Stadtbasler Grünen Sibel Arslan gut.

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Sibel Arslan, Nationalrätin Grüne (BS). - Keystone

Arslan argumentierte mit der überwiegenden Mehrheit der über 50-Jährigen in der Schweizer Bevölkerung. Mit dem Stimmrechtsalter 16 sollte gegen eine «politische Verzerrung» gekämpft werden. Zudem habe Österreich schon vor rund zehn Jahren 16-Jährigen das Stimmrecht gewährt, «mit gutem Erfolg und positiven Erfahrungen».

Als einziger Kanton hat bisher Glarus das Stimmrechtsalter 16 eingeführt. Wählen lassen kann man sich aber nach wie vor erst als volljährige Person.

Romandie hat schon Ausländerstimmrecht

Das Ausländerstimmrecht jedoch dürfte viel mehr Gegenwind erleben. Auf Bundesebene wurde das Thema bisher nur wenig diskutiert. Auf kantonaler und Gemeindeebene jedoch sind einige Regionen schon fortgeschritten.

Ausländerstimmrecht Schweiz
Kantone und Gemeinden, welche das Ausländerinnen und Ausländern das Stimm- und Wahlrecht gewähren. - Bundesamt für Statistik

Die gesamte Romandie, Graubünden, sowie die beiden Basel und Appenzell, gewähren mindestens ein fakultatives Stimm- und Wahlrecht für Ausländerinnen und Ausländer. Das bedeutet, dass die Gemeinden selber entscheiden können, ob sie dies einführen wollen. Meistens gilt das Stimmrecht aber nur auf Gemeindeebene und nicht auf kantonaler.

Die «Demokratie-Initiative», wie sie die Jungen Grünen getauft haben, könnte im April lanciert werden. Die Jungpartei muss sich aber zuerst zwischen ihr und einer Initiative für nachhaltigere Wirtschaft entscheiden.

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