Ueli Maurer spricht an kontroversem Anlass – SRF-Boesch sagt ab
Das internationale Wasser-Symposium in Andermatt UR bietet auch nicht wissenschaftlich belegten Thesen eine Bühne. Eröffnet wird der Anlass von Ueli Maurer.

Das Wichtigste in Kürze
- Ueli Maurer soll am internationalen Wasser-Symposium die Eröffnungsrede halten.
 - Der Event ist umstritten, weil er nicht wissenschaftlich fundierten Thesen Platz bietet.
 - «SRF-Tagesschau»-Moderatorin Cornelia Boesch hat ihre Teilnahme mittlerweile abgesagt.
 
Beim internationalen Wasser-Symposium in Andermatt UR am 22. November steht – wie der Name schon sagt – das Wasser im Vordergrund. So weit, so gut.
Doch ursprünglich wurde der Anlass damit angepriesen, «der breiten Öffentlichkeit die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse zu vermitteln». Das Problem: Am Symposium werden auch nicht wissenschaftlich fundierte Thesen präsentiert, wie die Tamedia-Zeitungen berichten.
Mittlerweile habe der Veranstalter dem Bericht zufolge die Website entsprechend angepasst. Das Symposium wolle «das Wasser aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten». Damit sich die Öffentlichkeit «selber ein Bild machen» könne, steht jetzt dort geschrieben.
Professor: Wasser zieht pseudowissenschaftliche Deutungen an
Denn nebst renommierten Wissenschaftlern sollen auch Leute wie Gerald H. Pollack oder Veda Austin zu Wort kommen. Ersterer soll über eine angeblich «neue Aggregatform» des Wassers sprechen.
Letztere behauptet, dass gefrorenes Wasser «menschliche Gedanken» spiegle. Beides ist wissenschaftlich nicht belegt und umstritten.
«Pollack ist eine schillernde Figur», sagt Bernhard Wehrli, emeritierter Professor für aquatische Chemie an der ETH Zürich, den Zeitungen. «Jemand, der einst in anerkannten Fachzeitschriften publizierte. Inzwischen aber vermehrt in fragwürdigen Journalen spekulative Arbeiten veröffentlicht.»
Der US-Amerikaner lade bekannte Phänomene mythisch auf. Theorien wie jene von Pollack würden wissenschaftlich wirken.
Sie würden aber das Verständnis von fundierter Forschung verzerren. Wasser sei ein faszinierendes, aber komplexes Forschungselement. Deshalb ziehe es immer wieder pseudowissenschaftliche Deutungen an.
Ueli Maurer soll Eröffnungsrede halten
Der Anlass in Andermatt soll dabei mit einer Rede von Alt-Bundesrat Ueli Maurer eröffnet werden. Die Präsenz von Ueli Maurer verleiht dem umstrittenen Wasser-Symposium automatisch mehr Gewicht. Besonders, weil gleich im Anschluss Pollack seine nicht belegte These präsentieren soll.
«Für mich bedeutet die Gotthardregion und damit das Wasserschloss ein Ort unserer Wurzeln. Ich freue mich auf unterschiedliche Standpunkte – nur das ergibt spannende Diskussionen», erklärt Ueli Maurer gegenüber Tamedia.
Ein weiterer gewichtiger Name hat aber mittlerweile abgesagt. SRF-«Tagesschau»-Moderatorin Cornelia Boesch hätte den Anlass moderieren sollen, wie auf dem Werbematerial zu sehen ist.

Auf der Website ist die SRF-Frau aber nicht mehr aufgeführt. «Die zugesagte Teilnahme habe ich aus redaktionellen Gründen und im Sinne der journalistischen Unabhängigkeit zurückgezogen», wird Boesch zitiert.
Organisatoren widersprechen Kritik
Die Kritik an der Veranstaltung lässt die Organisatoren aber kalt. Sie sehen das Symposium als Plattform, auf der «Forschung, Erfahrungswissen und gesellschaftliche Perspektiven» in einen «respektvollen Austausch» treten sollen.
Gerade wegen kontrovers diskutierter Thesen wie jener von Pollack halte man es für sinnvoll, «solche Ansätze» öffentlich «transparent zu machen. Und kritisch zu beleuchten, anstatt sie auszublenden.»
Für das Publikum ist aber weder im Programm noch auf der Website ersichtlich, welche Vorträge wissenschaftlich fundiert sind. Und welche nicht.
Ueli Maurer immer wieder für Kontroversen gut
Es ist nicht der erste Auftritt von Ueli Maurer an einer umstrittenen Veranstaltung. So trat er etwa vergangenes Jahr an einer Veranstaltung von Corona-Massnahmenkritikern auf – mit einem Vortrag.
Und Anfang dieses Jahres sorgte er vor der deutschen Bundestagswahl für Aufsehen. Denn bei einer AfD-Veranstaltung trat er per Videobotschaft auf. Dabei wünschte er Alice Weidel viel Erfolg bei der Wahl und sprach ihr Mut zu.
















