Die letzte Abstimmungs-«Arena» behandelte das Tierversuchsverbot. Auf der einen Seite stand die Politik, auf der anderen ein Arzt und Tierschützer.
Tierversuchsverbot
ETH-Ratspräsident Michael Hengartner und Tierschützerin Edith Zellweger sind ganz anderer Meinung. - SRF, Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Am 13. Februar stimmt die Schweizer Stimmbevölkerung über ein Tierversuchsverbot ab.
  • In der «Arena» waren die Lager klar zwischen Politik und Zivilgesellschaft getrennt.
  • Die Befürworter richten schwere Vorwürfe an die Gegner.

Die Initiative für ein Tierversuchsverbot wird von allen abgelehnt: von der SP, den Grünen, von den Bürgerlichen ganz zu schweigen. In der «Arena» debattieren deswegen Politikerinnen und Politiker aller Couleur geschlossen gegen das Initiativkomitee.

Doch gegen Tierversuche sind auch sie: «Wir alle wollen Tierversuche abschaffen», sagt beispielsweise GLP-Nationalrätin Katja Christ. Selbst ETH-Ratspräsident Michael Hengartner gibt zu, dass noch zu viele Tiere verwendet würden. Was die Initiative aber wolle, sei Utopie, so Christ, und würde weltweit nichts bewirken. Auch SP-Nationalrätin Gabriela Suter kritisiert die Radikalität: «Das Tierversuchsverbot geht zu weit.»

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Gabriela Suter, Nationalrätin SP: «Das Tierversuchsverbot geht zu weit.»
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Renato Werndli, Präsident Initiativkomitee: «Forschung mit Tierversuchen ist instabile Forschung.»
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Katja Christ, Nationalrätin GLP: Christ: «Das Tierversuchsverbot würde zu einem Stillstand führen.»
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Edith Zellweger, Tierschützerin: «Die Tierversuchsmafia begeht Verbrechen.»
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Michael Hengartner, Präsident ETH-Rat: «Im Moment können wir nicht auf Tierversuche verzichten.»

Für Renato Werndli ist das Tierversuchsverbot nicht zu radikal. Der Arzt und Präsident des Initiativkomitees kritisiert: «Forschung mit Tierversuchen ist instabile Forschung.» Denn das Testinstrument, die Tiere, hätten Launen, Emotionen und Psyche, die zu instabilen Resultaten führten. «Der medizinische Fortschritt wäre schon viel weiter, wenn man nie auf Tierversuche gesetzt hätte», sagt Werndli. Mit der Initiative wolle man Tierversuche zu einem Verbrechen erklären und entsprechend bestrafen.

Die bekannte Tierschützerin Edith Zellweger formuliert es scharf: «Die Tierversuchsmafia begeht Verbrechen.» Tierversuche seien zusammen mit der Landwirtschaft das grösste Verbrechen der Menschheitsgeschichte. An ETH-Ratspräsident Hengartner neben ihr gerichtet sagt sie: «Ihr begeht Folter!»

ETH-Hengartner: Im Moment sind Tierversuche unverzichtbar

Versuche mit Tieren seien eine Gratwanderung, so der Forscher, der schon mit Millionen Fadenwürmern experimentiert hat. Es müssten das Leid der Tiere und der potenzielle Nutzen für den Mensch abgewogen werden – «eine Knacknuss».

Zellweger hält Tierversuche für nutzlos, da 95 Prozent der Medikamente, die an Tieren getestet werden, nie auf den Markt kämen. «Tiere sind ganz andere Organismen und funktionieren ganz anders als Menschen.»

«Der Mensch ist viel zu komplex, um alles mit Zelllinien oder Computer-Programmen zu prüfen», erklärt Hengartner. Deshalb könne man im Moment nicht auf Tierversuche verzichten. Zudem bekämen Tiere die genau gleichen Antibiotika wie der Mensch, einfach in einer anderen Dosierung.

SP-Suter fürchtet wegen Tierversuchsverbot um Forschung

Die Gegner der Initiative fürchten auch um den Forschungsstandort Schweiz: «Das Tierversuchsverbot würde zu einem Stillstand führen», so Christ. Alternative Methoden könnten nicht ohne Tierversuche entwickelt werden. Es sei eine naive Vorstellung, dass die Forschung in der Schweiz bleibt und ohne Tierversuche Medikamente entwickelt, sagt Suter. Sie kritisiert, dass auch der Import von Medikamenten, die mit Versuchen an Tieren oder Menschen entstanden sind, verboten werden soll.

Wie stimmen Sie zum Tierversuchsverbot?

Werndli lässt das nicht gelten: «Die Schweiz wird Medikamente neu oder weiterentwickeln, und es werden die besten sein», ist er sicher. Der Protest der Gegner sei künstlich. Nur weil eine Forschungsmethode wegfalle, werde kein Forscher die Schweiz verlassen.

Forscher Hengartner sagt: «Ich kann es meinen Kindern gegenüber nicht verantworten, in einem Land zu leben, dass medizinisch 2022 stehen bleibt.» Ob er tatsächlich auswandern wird, wenn das Tierversuchsverbot kommt? «Ich hätte noch zwei Jahre Zeit, um es mir zu überlegen.»

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