Wegen den Klima-Aktivisten auf dem Bundesplatz drohen Sibel Arslan (Grüne) und Andreas Glarner mit Anzeigen. Glarner unterstellt Arslan, Ausländerin zu sein.
Sibel Arslan (Grüne) und Andreas Glarner (SVP) geraten in ein Wortgefecht vor dem von der Klimajugend besetzten Bundesplatz. - Nau.ch
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Das Wichtigste in Kürze

  • Sibel Arslan (Grüne) und Andreas Glarner (SVP) geraten auf dem Bundesplatz aneinander.
  • Auslöser ist die Klima-Demo bzw. ein Foto, das Glarner von einem Aktivisten machte.
  • Er will diesen einklagen, Arslan droht ihrerseits mit Klage gegen Glarner.

Mittag, der Nationalrat hat seine Sitzung geschlossen, und es ist kein Durchkommen mehr auf der Bundesgasse, direkt vor dem Bundeshaus. Der Bus der Linie 10 kommt nicht weiter – und das geht aus Sicht von bürgerlichen Parlamentariern überhaupt nicht. Genau so wenig wie die Besetzung des Bundesplatzes an und für sich.

SVP-Polteri Andreas Glarner regt sich fürchterlich auf, beginnt ein Streitgespräch auf offener Strasse. Grünen-Nationalrätin Sibel Arslan will schlichten, doch bald fliegen die Fetzen von links und von rechts. Man droht gegenseitig damit, sich zu verklagen. Dabei ist der Bus längst weitergefahren.

Linie 10 Bern Bundesplatz
Der Bus der Linie 10 kann nicht vorbeifahren. - Nau.ch

«Das nimmst Du zurück!»

Als der Schlagabtausch längst den Punkt überschritten hatte, wo ein Arena-Moderator schlichten eingreifen sollte, kam es noch dicker. Nicht nur, dass Glarner seine Ratskollegin vorübergehend siezt. «Das ist Recht und Ordnung, Frau Arslan! Das hat es in Deinem Staat nicht gegeben!»

Die entrüstete Replik kam postwendend: «He, also DAS nimmst du zurück!» Schliesslich ist Arslan vom Volk gewählte Abgeordnete desselben Staats wie Glarner. Dieser holt unbeirrt gleich noch einmal aus: «Hat es in deinem Staat doch nicht gegeben?»

«Come on!» – «Ich verstehe es nicht»

Umstritten ist zudem, ob Glarner bei «Arslan» nicht noch ein paar gutschweizerische Buchstaben («ch») zusätzlich in der Wortmitte platziert hat. Ob Arslan auch deswegen sagt, «come on, das ist jetzt nicht die feine Art»? Jedenfalls braucht sie danach zuerst mal eine Selbstgedrehte, um Puls und Adrenalin auf Durchschnittswerte zu bringen.

Bundesplatz Klima-Aktivisten
Kinder rollen eine Weltkugel herum auf dem Bundesplatz, am Dienstag, 22. September 2020, in Bern. - Keystone

Glarner kann sich ebenfalls kaum erholen von seinem Zorn. Nach sekundenlangem Schweigen bringt er nur noch ein «ich verstehe es nicht» zustande. Und all das wegen einem verkehrstechnischen Problem.

Gegenseitige Anzeige angedroht

Denn Glarner hatte den Aktivisten Dominik Waser aus der Nähe fotografiert, was diesem auffiel. Waser selbst fällt auch auf: Er trägt eine gelbe Weste und ist eine der Kontaktpersonen für Polizei und Behörden. Als solche sei er gebeten worden, die Bundesgasse wieder frei zu machen, nachdem eine Art Performance den Verkehr aufgehalten hatte.

Für Glarner ein Unding: Schliesslich sei Waser ja nicht Polizist. Er fotografiere, um gegebenenfalls Anzeige einzureichen, «falls das sonst niemand tut». Was Arslan zur Äusserung verleitete, ob Glarner eigentlich einfach ein bisschen Detektiv spiele hier.

Nationalrätin Jaqueline Badran (SP) ist verärgert über die Aufmerksamkeit, die Kollege Andreas Glarner (SVP) für seinen Wutausbruch erhält. - Nau.ch

Falls er tatsächlich jemanden anzeige, werde wiederum sie Glarner anzeigen. Als Juristin würde sie wohl sogar einen passenden Straftatbestand dazu finden.

Zu viel Ablenkung vom eigentlichen Thema

Die ganze Streiterei geht einer anderen Nationalrätin mächtig auf den Keks: Jacqueline Badran von der SP. Sie nervt sich, dass sich alle Kameras auf die Streithähne aus dem Parlament richten, statt auf die Klima-Aktivisten.

In einer spontanen Rede, begleitet von rotgewandeten Klima-Tänzern, lässt sie ihrem Missfallen freien Lauf. Und lenkt damit gleich selbst von den Inhalten der Demonstranten ab.

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